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Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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206 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe Der Vergleich mit dem Landkreis Stade hat äußere Maßstäbe an die Umsetzung des REG im AGB Eggenburg angelegt ; im nächsten Schritt soll die regionale Anerbengerichtsbarkeit von innen her erschlossen werden. Zu diesem Zweck betrachten wir die wechselseitigen Zusammenhänge von zunächst drei Verfah- rensmerkmalen : Antragsjahr, Sachverhalt und Urteilsspruch ; dazu kommen drei Agrarsystem-Merkmale : Grundbesitzgröße des Hofes sowie Weinbauanteil und Flurform der zugehörigen Gemeinde. Diese sechs Merkmale verteilten sich in ei- nem mehrdimensionalen Raum der Anerbengerichtsbarkeit. Die beiden wichtigsten Dimensionen erklären 53 Prozent der gesamten Streuung ; die übrigen Dimensio- nen bleiben außer Betracht (Abbildung 3.8). Die erste Dimension mit 39 Prozent Erklärungsanteil ist von den Spannungsmomenten vorhandener bzw. fehlender Weinbau, Gewann- bzw. Gewann- und Blockflur sowie viele bzw. wenige Ver- kaufs- und Tauschgeschäfte bestimmt. Sie lässt sich interpretieren als Verfahrens- kontext, in dem unterschiedliche Agrarsysteme zur Geltung kommen. Auf der zweiten Dimension mit 14,1 Prozent Erklärungsanteil stehen „Bauernfähigkeits-“ und Erbhöferollen- bzw. Gütergemeinschaftsangelegenheiten, Ablehnung bzw. Genehmigung, klein- und mittel- bzw. großbäuerliche Höfe sowie frühe bzw. späte Antragstellung einander gegenüber. Antragsjahr, Sachverhalt und Urteilsspruch beziehen sich auf die Verfahrensart. Im Raum der Anerbengerichtsbarkeit finden die Ergebnisse des Vergleichs mit dem Landkreis Stade eine Bestätigung : Erhöhte Bodenmobilität, vor allem der Verkauf von Parzellen, hing einerseits mit der Antragstellung 1938 bis 1940  – der vom amtlichen Entgegenkommen bestimmten „Übergangsphase“ der Erbhofge- richtsbarkeit  –, andererseits mit dem Weinbau zusammen. Zudem fanden Über- prüfungen der „Bauernfähigkeit“ der Erbhofeigentümer/-innen in Weinbauge- meinden häufiger als in den übrigen Gemeinden des AGB statt. Die bisherigen Ergebnisse werden nicht nur bestätigt, sondern in zweifacher Hinsicht erweitert : Erstens hing die Flurform, die in den Gemeinden im AGB Eggenburg zwischen der reinen Streifenflur und der gemischten Streifen- und Blockflur pendelte,208 eng mit dem Gewicht des Weinbaus und der Häufigkeit von Bodenmobilitäts- verfahren zusammen. Zweitens verlagerte sich im Lauf der Jahre die Gewichtung der übrigen Sachverhalte im Zusammenhang mit den Betriebsgrößen : Während in den ersten Jahren nach 1938 die Ein- und Austragungen kleinerer Mittelbe- triebe in der Erbhöferolle überwogen, traten 1943/44 Ein- und Austragungen von Gütergemeinschaften in großbäuerlichen Erbhöfen hervor. Dafür dürften je- weils erbhofgesetzliche Neuerungen den Ausschlag gegeben haben : 1938 begann das Anlegungsverfahren für die Erbhöferolle ; dabei bestand vor allem bei Höfen an der Grenze zur „Ackernahrung“ erhöhter Klärungsbedarf. 1943 eröffnete die Erbhoffortbildungsverordnung die Begründung von „Ehegattenerbhöfen“ ; damit
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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