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Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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234 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe Wachstum zeigte der 18-Hektar-Mischwirtschafterbetrieb von Lambert Ziegler in Kleinpertholz mit 1,4 Hektar oder knapp einem Zehntel. Den Aufzeichnungen zufolge baute der Betriebsinhaber 1942 0,7 Hektar Grünland in Ackerland um und pachtete 1,4 Hektar Wald hinzu, die offenbar 1944 in sein Eigentum über- gingen. Das relativ größte Wachstum verzeichnete der Gewerbebauern-Betrieb von Leopold Dutter in Texing mit zweieinhalb Hektar Größe mit 0,5 Hektar oder knapp einem Fünftel. Dahinter stand die Ausweitung des Grünlandes durch Um- wandlung von Ackerland 1942 und Zukauf 1943. Die restlichen fünf Beispielbe- triebe wiesen geringeres absolutes oder relatives Wachstum auf. Bemerkenswert erscheint noch der für die Kleinbauernfamilien stehende Fall des Leopold Fürst in Auersthal, der seinen Drei-Hektar-Betrieb durch 0,4 Hektar Weingarten um mehr als ein Zehntel vergrößerte. Kurz, die zehn Beispielbetriebe vermitteln nicht den Eindruck von einzementierten Grundbesitzverhältnissen. Prägten die Tendenzen der Kulturflächenentwicklung, die sich an den zehn Bei- spielbetrieben nachvollziehen lassen, auch die Gesamtheit der 1.551 Höfe in den drei Regionen ? Zwar blieb die Flächenausstattung der Höfe von Maschinenmän- nern, Ochsenbauern und Mischwirtschaftern über die Jahre vergleichsweise beständig. Doch zeigten die übrigen Höfe kleinere oder größere Schwankungen : Die größte Kulturflächenänderung verzeichneten die Klein- und Nebenerwerbsbauernfami- lien mit abnehmender Fläche sowie die Weinhauerfamilien mit einer anfänglichen Ab- und schließlichen Zunahme der Kulturflächen. Etwas geringere Änderungen wiesen die Betriebe der Ackerbäuerinnen und Arbeiterbauernfamilien auf. Mittlere Schwankungen kennzeichneten Zuckerrübenbauern und Gewerbebauern (Tabelle 3.15). Kurz, nicht die vom gesetzlichen Regelwerk des „Grundstücksverkehrs“ her zu erwartende Statik, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Dynamik kennzeichnete die (unter-)bäuerlichen Grundbesitzverhältnisse. Obwohl der Vergleich der jährlichen Kulturflächengrößen bereits eine erheb- liche Dynamik der Grundbesitzverhältnisse erkennen lässt, bleibt ein Teil davon verborgen : Er zeigt den Saldo der Kulturflächenänderung, nicht jedoch die Ab- und Zugänge an Parzellen in den Gruppen gleichartiger Höfe an. Die Gegenüber- stellung der ab- und aufgestockten Anteile an der bewirtschafteten Kulturfläche von einem Jahr zum Folgejahr nach Agrarsystemen lässt die Dynamik der Grund- besitzverhältnisse noch deutlicher hervortreten (Tabelle 3.16). Wiederum zeichne- ten sich die Maschinenmänner, Ochsenbauern und Mischwirtschafter durch eine ver- gleichsweise beständige Entwicklung  – geringe Schwankungen des Gesamtsaldos, aber auch der zugrunde liegenden Ab- und Zugänge  – aus. Andere Gruppen mit ebenfalls moderaten Flächenschwankungen erfuhren jedoch erhebliche Ab- und Zugänge : Die Ackerbäuerinnen und, in geringerem Maß, die Zuckerrübenbauern verzeichneten erhebliche Ab- und Aufstockungen Der moderaten, aber stetigen
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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