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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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248 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe dengüter“ enormen Ausmaßes „arisiert“ und teils direkt, über Kaufverträge mit den jüdischen Vorbesitzern, teils indirekt, über Pachtverträge mit der DAG, an bäuer- liche Betriebsinhaber/-innen umverteilt wurden.329 Die „Entjudung“ verlieh dem regionalen Bodenmarkt erhebliche Dynamik, wie etwa der Ortsbauernführer von Matzen im Juni 1939 berichtete : „Der gegenwärtige Zeitpunkt ist für eine allge- meine Flurbereinigung sehr geeignet, da die Landwirte jetzt Landzulagen aus den aufgelösten Judengütern erhalten.“330 Diese Aussage findet in den überaus häufi- gen, die Ungleichheit verstärkenden Landtransfers in der Region Matzen 1941 bis 1944 eine Entsprechung. Daher kann die Umverteilung jüdischer Liegenschaften im Kreis Gän sern dorf als  – freilich nicht einzig wirksame  – Triebkraft des regiona- len Landtransfers angenommen werden. Ein weiteres Moment stellten die in der grundbesitzenden Bevölkerung gülti- gen, von Generationen zu Generation vermittelten Gewohnheiten des Umgangs mit Landressourcen dar. Sichtbarer Ausdruck davon waren die vielfältigen An- ordnungen der Grundparzellen in der Landschaft, die nach Flurformen klassi- fiziert wurden. Dass der NS-Agrarapparat dieser Klassifizierung der Agrarland- schaft große Bedeutung zumaß, zeigt der staatliche Auftrag zur Erstellung einer detaillierten Karte der Flur-, Siedlungs- und Hausformen in den Reichsgauen der Ostmark an Adalbert Klaar, einen Mitarbeiter der Planungsbehörde beim Reichsstatthalter in Wien.331 Unterstaatssekretär und Landesbauernführer Anton Reinthaller sah in der Karte ein Abbild von „fast ein[em] Jahrtausend organischer Entwicklung“ des „bäuerlichen Lebensraumes“, die durch Liberalismus und In- dustrialisierung nur „unwesentlich verändert“ worden sei.332 Hugo Hassinger, Lei- ter der Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung in Wien, pries sie als „eine der Abbildung 3.10 : Kulturflächenverteilung in den Regionen Litschau, Mank und Matzen 1941–1944 Quelle : eigene Berechnungen (Lorenzkurve, Datenbasis : 1.551 Betriebe) nach NÖLA, BBK Gän sern- dorf, Litschau und Mank, Hofkarten. 100 100 100 Anteil der Betriebe (Prozent) Anteil der Betriebe (Prozent) Anteil der Betriebe (Prozent) Litschau 1941 Mank 1941 Matzen 1941 Litschau 1944 Mank 1944 Matzen 1944 Gleichverteilung Gleichverteilung Gleichverteilung 0 0 0100 100 100
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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