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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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251„Grundstücksverkehr“ vor Ort Intensität der Bewirtschaftung  – ab. Um die Intensitätsunterschiede der Kulturar- ten zu bemessen, wurde in Anlehnung an den Umrechnungsschlüssel des Reichs- nährstandes336 folgende Kalkulation angestellt : Gemessen an der Intensität des Ackerlandes wog Grünland die Hälfte, Weingarten das Vierfache, Wald ein Viertel und sonstiges Land, einschließlich Gartenland, das Doppelte. Damit öffnet sich ein Feld vielfältiger Entwicklungspfade, die an den Beispielbetrieben der zehn (unter-)bäuerlichen Agrarsysteme fassbar werden. Das eine Extrem markierte der Ackerbäuerinnen-Betrieb der Frau von Raimund Eder in Raggendorf, der 1941 bis 1944 die Kulturfläche um 20 Prozent verringerte ; da vor allem der Weinbau ein- geschränkt wurde, nahm die Intensität der Bodennutzung um 8 Prozent ab. Das andere Extrem zeigten der Kleinbauernfamilien-Betrieb von Leopold Fürst in Au- ersthal und der Gewerbebauern-Betrieb von Leopold Dutter in Texing : Im ersten Fall nahm die Kulturfläche um 11 Prozent zu ; da dieser Zuwachs ausschließlich aus Weingartenparzellen bestand, stieg die Bodennutzungsintensität um 5 Prozent. Im zweiten Fall erreichten das Kulturflächen- und Landnutzungsintensitätswachs- tum aufgrund vermehrten Hackfruchtanbaus sogar 18 und 10 Prozent. Zwischen diesen Extremfällen bewegten sich die übrigen Beispielbetriebe : Kulturflächen- konstanz und Extensivierung bei Maschinenmännern, Ochsenbauern, Nebenerwerbs- bauernfamilien und Weinhauerfamilien ; Kulturflächen- und Intensitätskonstanz bei Arbeiterbauernfamilien ; Kulturflächenkonstanz und Intensivierung bei Zuckerrü- benbauern ; Flächenaufstockung und Intensitätskonstanz bei Mischwirtschaftern. Wie die Beispielbetriebe verteilt sich auch die Gesamtheit der (unter-)bäuer- lichen Betriebe in den Regionen Litschau, Mank und Matzen 1941 bis 1944 auf verschiedene Entwicklungspfade, die sich nach der Änderung von Kulturflächen- größe (1 bis 3) und Bodennutzungsintensität (A bis C) ordnen lassen. Erhebliche Dynamik herrschte in den Bereichen Abstockung und Intensivierung (1A), Absto- ckung und Extensivierung (1C), Aufstockung und Intensivierung (3A) sowie Aufsto- ckung und Extensivierung (3C). Dann folgten die Bereiche Intensivierung (2A) und Extensivierung bei konstanter Fläche (2C) sowie Abstockung (1B) und Aufstockung bei konstanter Intensität (3B). Schließlich bestand ein statischer Bereich von nahezu konstanter Entwicklung (2B). Bemerkenswert ist die Streuung der betrieblichen Entwicklungspfade (Tabelle 3.26) : Insgesamt hielten drei Fünftel der Betriebe die Kulturflächengröße mehr oder weniger konstant (2), während je ein Fünftel nennenswerte Abstockungen (2) oder Aufstockungen (3) vornahmen. Neben die Extensivierung der Bodennutzung durch gut zwei Fünftel der Betriebe (C) traten die Intensitätskonstanz durch gut ein Drittel (B) und die Intensivierung durch knapp ein Viertel (A). Im Einzelnen erweisen sich die konstante Entwicklung (2B) und die extensivierende Flächenkonstanz (2C) mit jeweils einem Viertel der Be- triebe als Hauptstrategien ; darauf folgen intensivierende Flächenkonstanz (2A),
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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