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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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425Staatshilfe als „Auslese“ etwa Traktoren, Drillmaschinen oder Bindemäher konnten im Alleineigentum erst ab einer gewissen Mindestbetriebsgröße betriebswirtschaftlich effizient ein- gesetzt werden ; Institutionen wie gemeinschaftliche Nutzungsformen konnten diese Hürde freilich absenken.150 Dementsprechend sahen die Aufbaupläne der kleineren Betriebe vorwiegend Kleinmaschinen und -geräte vor, während den grö- ßeren Betrieben auch Großmaschinen und -geräte zustanden. Bis zur Jahresmitte 1944 finanzierte die Landstelle Wien folgende Anschaffungen „toten Inventars“ : 1.975 Anbau- und Bodenbearbeitungsmaschinen, 681 Transportgeräte, 136 Trak- toren, 1.560 Ernte- und Druschmaschinen, 1.147 Futterbereitungsmaschinen, 33 Milch- und Molkereimaschinen, 78 Weinbau- und Kellereigeräte, 267 Maschinen und Geräte zur Düngerwirtschaft, 880 Antriebsmaschinen und -geräte sowie 130 weitere Maschinen und Geräte.151 Wenn August Lombar bemerkte : „Die Mechanisierung in den Aufbaubetrieben hat trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten große Fortschritte gemacht“,152 dann erscheint diese Erfolgsbilanz im Lichte der regionalen Ergebnisse in zweifacher Hinsicht als ergänzungsbedürftig : Erstens wurde nur ein Zehntel der Aufbaumit- tel für die Mechanisierung aufgewendet ; zweitens kamen diese Mittel vor allem mittleren und größeren Betrieben zugute. Auch für das gesamte Einzugsgebiet der Landstelle Wien bot sich ein ähnliches Bild : Zur Mitte 1944 lag unter den veraus- gabten Aufbaumitteln die Ergänzung des „toten Inventars“ mit 17 Prozent nur an dritter Stelle ; zuvorderst rangierten Baumaßnahmen mit 50 Prozent, gefolgt von Ergänzungen des „lebenden Inventars“ mit 25 Prozent (Tabelle 5.12). Das für die Ostmark propagierte „Ziel, durch Technisierung und Chemisierung das reichs- deutsche Produktionsniveau zu erreichen,“153 wurde durch die Aufbauaktion allein weder erreicht noch angepeilt. Diesbezüglich stellte das Wochenblatt bereits im Au- gust 1938 klar, „daß unter Aufbaumaßnahmen nur die notwendigsten und dring- lichsten Maßnahmen zur Erhaltung und ertragreichen Führung der Wirtschaft zu verstehen sind und soweit sie nicht ohnedies im Rahmen der normalen För- derungsmaßnahmen durch die Landesbauernschaft durchgeführt werden“.154 Im Unterschied zur Ergänzung der Maschinen und Geräte zeigen die Aufwendungen für Viehergänzungen keinen klaren Zusammenhang zwischen Mitteleinsatz und Betriebsgröße. Dabei wurden entsprechend den „Anforderungen der Ernährungs- wirtschaft“ die Ochsenaufzucht zugunsten der Milchviehhaltung zurückgedrängt, minderleistungsfähiges Vieh „rücksichtslos ausgemerzt“ und die Viehbestände an die betriebseigene Futterbasis angepasst.155 Genau genommen diente der „Aufbau“ der betrieblichen Gebäude-, Vieh-, Maschinen- und sonstigen Ressourcen nicht unmittelbar der „Erzeugungsschlacht“, sondern suchte die dafür nötige Sachkapi- talbasis zu vermitteln.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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