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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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474 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ Zunahmen der Nutzflächen waren die entsprechenden Intensitäten teils steigend, teils fallend. Hingegen stagnierte in den Berggebieten der Maschinenwert, wäh- rend das Vieh wertmäßig zulegte. Im Hinblick auf die Wirtschaftsführung etwas realistischer als der eher fiktive Geldwert des Viehbesatzes ist die Bemessung in GVE. Die Vieh intensität nahm in den  – ohnehin äußerst extensiv mit Vieh aus- gestatteten  – pannonischen Regionen weiter ab ; dies ging vor allem auf das Konto der Schweinebestände, die hier von zugekauften, nunmehr verknappten Futtermit- teln abhingen.268 Die übrigen Produktionsgebiete verzeichneten mehr oder minder deutliche Viehzuwächse, vor allem dank der Rinderbestände. Alles in allem zog der Kriegsbeginn keinesfalls einen dramatischen Einschnitt für die betriebliche Kapitalausstattung nach sich  – ein Moment, das die Akzeptanz des NS-Regimes durch die bäuerliche Bevölkerung, zumindest in den bevorzugten Regionen und in den ersten Kriegsjahren, zweifellos förderte. Das östliche und zentrale Flach- und Hügelland verzeichnete im Wirtschaftsjahr 1939/40 regional sogar absolute und/oder relative Steigerungen des Maschinen- und Viehbesatzes. Das nord- und südwestliche Bergland stand jedoch abseits dieser Entwicklung. Freilich müssen wir in Rechnung stellen, dass die Buchführungsbetriebe in höhe- rem Maß als der Durchschnitt nach „rationellen“ Kriterien geführt wurden. Der am Reingewinn orientierte Wirtschaftsstil, der standardisierte Buchführungsauf- zeichnungen zugleich voraussetzte und nach sich zog, bildete wohl eher die Aus- nahme als die Regel. Wenn wir versuchen, den Sachkapitaleinsatz in lokal und regional vergleichender Perspektive zu vertiefen, führen die Hofkarten kaum weiter ; denn Angaben zur Düngung sind nicht, zur Maschinenausstattung meist nur für die Betriebe über fünf bzw. zwei Hektar 1941 verfügbar. Einen gewissen Ersatz für die fehlenden Düngerangaben bieten die Besichtigungsprotokolle der Entschuldungs- und Auf- baubetriebe, in denen die Gutachter die verwendeten Stall- und Handelsdünger- mengen zu bemessen suchten. Die Berichte über 22 Auersthaler Betriebe 1938 bis 1942, die nach der Größe der Acker- und Weingartenflächen in drei Grup- pen zusammengefasst werden, machen der Stand der Düngung deutlich (Tabelle 5.20) : Die durchschnittliche Stalldüngermenge, die auf einen Hektar Acker- und Weingartenfläche entfiel, erreichte im unteren Drittel der Betriebe mit etwa 9.000 Kilogramm den Höchstwert, lag im mittleren Drittel bei etwa 7.000 Kilogramm und war im oberen Drittel mit knapp 6.500 Kilogramm am geringsten. Hingegen lauteten die Urteile der Fachleute über die verwendeten Mengen an „Kunstdünger“ für das untere Drittel der Betriebe überwiegend „schwach“ und für das mittlere und obere Drittel überwiegend „mittel“ ; nur ein Betrieb in der Mitte und zwei Betriebe in der oberen Gruppe wurden als „gut“ gewertet. Die Berichte über 42 Frankenfelser Betriebe 1938 bis 1943, die nach der Größe der Acker- und Wiesen-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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