Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Page - 483 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 483 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Image of the Page - 483 -

Image of the Page - 483 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text of the Page - 483 -

483Kapitaleinsatz vor Ort zehn gesenkt, zwei Schafe angeschafft und die Schweinehaltung eingeschränkt. Der Kleinbauernfamilien-Betrieb von Leopold Fürst in Auersthal umfasste zwei Milch- und Arbeitskühe, ein Kuhkalb, drei Mastschweine, eine Ziege und einige Hühner ; hier stand der Anschaffung eines Ochsen die Halbierung des Kuh- und Schweinebesatzes gegenüber. Auf dem Zuckerrübenbauern-Betrieb von Martin Holzer in Auersthal wurden anfangs zwei Pferde, sechs Milchkühe, zwei Jungrin- der, elf Schweine und die übliche Hühnerschar registriert ; in der Folge übertraf die Abgabe von zwei Kühen die Ausweitung des Jungrinder- und Schweinebe- standes. Die Frau von Rudolf Moser, die den Nebenerwerbsbauernfamilien-Betrieb in Loimanns führte, behielt zwar die drei Milch- und Arbeitskühe sowie die Hüh- ner, reduzierte aber die Zahl der Mastschweine von zwei auf eins. Teils folgten die Zu- und Abnahmen des Viehbesatzes dem tierischen Lebenszyklus zwischen Aufzucht, Nutzung und Schlachtung ; teils waren sie Folgen der Anpassung der Viehhaltung an die jeweiligen Bedingungen. Erweitern wir die Einblicke in betriebliche Varianten der Viehnutzung zu ei- nem Überblick über die drei Untersuchungsregionen. Die Beobachtung, dass die Aufnahme und Aufgabe der Viehhaltung mit (unter-)bäuerlichen Wirtschafts- strategien verbunden waren, legt folgende Lösung des Problems fehlender Vieh- standsangaben nahe : Es werden nur jene 48 der 1.551 Betriebe, die 1941 bis 1944 keinerlei Vieh hielten, aus der Berechnung ausgeschlossen. Damit verringert sich die Grundgesamtheit auf 1.503 Betriebe  – einschließlich jener, für die zeitweilig kein Viehstand verzeichnet wurde. Die stärksten Steigerungen des Viehbesatzes verzeichneten, von einem niedrigen Niveau ausgehend, die Weinhauerfamilien. Er- hebliche Ausweitungen erfuhren auch die Viehstände der Ochsenbauern, Misch- wirtschafter und Maschinenmänner. Einschränkungen wurden bei den Arbeiter- bauernfamilien und Gewerbebauern verzeichnet. Heftige Pendelbewegungen in Richtung Ausweitung und wieder retour vollzogen vor allem die Kleinbauernfami- lien, weiters die Ackerbäuerinnen, Zuckerrübenbauern und Nebenerwerbsbauernfami- lien (Tabelle 5.23). All diese Tendenzen, die sich aus den berechneten Mittelwerten ableiten, müssen angesichts der starken Streuungen der Viehbestände, vor allem bei Arbeiter-, Klein-, Nebenerwerbs- und Weinhauerfamilien, jedoch mit der gebote- nen Vorsicht betrachtet werden. Das Problem der Streuung der einzelbetrieblichen Daten um die Mittelwerte ist zwar nicht lösbar ; doch es ist zu umgehen, indem wir nicht die einzelnen Betriebe, sondern die Agrarsysteme und Regionen als Untersuchungseinheiten  – gleichsam wie übergreifende Betriebe  – betrachten. Aus diesem Blickwinkel liegt die Größe des einzelbetrieblichen Viehbesatzes auf der Waagschale (Tabelle 5.24). Die stärks- ten jährlichen Steigerungen des Viehbesatzes gegenüber dem Vorjahr verzeichne- ten wiederum die Weinhauerfamilien ; sie erweiterten ihren Viehbesatz 1942 um
back to the  book Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder