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Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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500 Das „Landvolk“ und seine Meister Wieselburg und Pyhra angeschlossenen Versuchswirtschaften.21 Zusätzlich zu den in Nieder- und Oberdonau verstreuten Versuchswirtschaften Ritzlhof, Edelhof, Feldsberg, Obersiebenbrunn und Weigelsdorf bestand in Eisgrub die 1895 ge- gründete Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau samt Mendel-Institut (Abbildung 6.1, Anhang).22 Nach Sachgebieten betrachtet war das Netzwerk agrarwissenschaftlicher Ein- richtungen äußerst dicht geknüpft. Folgen wir der offiziellen, freilich nicht voll- ständigen Darstellung des Forschungsdienstes, dann bestanden im Bereich der „naturwissenschaftlichen Grundlagen“ nicht weniger als 21 Forschungsstätten, fast zur Gänze in Wien.23 Im Bereich „Bauer, Hof, Wirtschaft“ fanden sich acht Ein- richtungen in Wien, die bis auf eine Ausnahme der Hochschule für Bodenkultur zugehörten.24 Unter den Leitern dieser Forschungsstätten besaßen zwei herausra- gende Funktionen : Heinz Haushofer und Ludwig Löhr. Haushofer leitete nach seiner Blitzhabilitation an der Hochschule für Bodenkultur 1938  – er war aufgrund seiner vorliegenden Publikationen25 von der Vorlage einer Habilitationsschrift dis- pensiert worden26  – das grundlegend erneuerte Institut für Agrarpolitik, zu dessen „natürlichen Hauptaufgaben“ die Forschung über agrarpolitischen Fragen Südost- europas zählte. Neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit leitete er seit 1940 die Landwirtschaftsabteilung in der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau.27 Löhr besetzte die seit 1934 bestehende Lehrkanzel für landwirtschaftliche Be- triebslehre, Buchführung und Bewertungslehre an der Hochschule für Bodenkul- tur, die bis 1938 Anton Steden innegehabt hatte. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte bildeten Fragen der Preisregelung, „Landflucht“ und Frachtkosten. Daran (wie- der-)angeschlossen war das 1929 gegründete Institut für landwirtschaftliches Be- triebs- und Rechnungswesen, das Löhr 1934, nach dem Entzug seiner Lehrbefug- nis wegen nationalsozialistischer Betätigung, aus der Hochschule für Bodenkultur herausgelöst hatte. Neben der landwirtschaftlichen Buchführung befasste sich das Institut auch mit taxatorischen Fragen ; so etwa wurde ein Bewertungsschema zur „Arisierung“ landwirtschaftlicher Güter für die Vermögensverkehrsstelle Wien ausgearbeitet. Zusätzlich zu den akademischen Funktionen bekleidete Löhr das Amt des Vorsitzenden des Getreidewirtschaftsverbandes Ostmark.28 Beide Ins- titutsleiter übten als Betreuer agrarwissenschaftlicher Dissertationen Einfluss auf den akademischen Nachwuchs an der Hochschule für Bodenkultur aus. Die von beiden Professoren positiv beurteilte Dissertation Erzeugungsgrundlagen und Ent- wicklungsmöglichkeiten der Landwirtschaft im neuen Warthegau29 von 1943 zeigt, dass die Gutachter angesichts der politisch-ökonomischen Relevanz der Arbeit für die „Germanisierung“ der eroberten Ostgebiete über offensichtliche wissenschaftliche Mängel hinwegsahen.30 Löhr und Haushofer traten in der Wissensgesellschaft als ausgesprochen „politische Intellektuelle“ auf ; sie äußerten sich häufig zu agraröko-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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