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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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509Vordenker des „Aufbaus“ vor allem staatliche Förderungen, sei es als Zuschüsse, sei es als niedrig verzinste Kredite, zum Einsatz kommen.69 Innerhalb des Flach- und Hügellandes differenzierte Lechler zwischen dem südöstlichen und dem nordöstlichen Teil. In den flachen und hügeligen Regionen der Landesbauernschaft Südmark bestünden drei Probleme : die enorme Grund- stückszersplitterung, der Bifangbau auf den Äckern und die Feuchtigkeit der Wie- sen. Beim Bifangbau wurden auf den vielfach extrem schmalen Parzellenstreifen je zwei Ackerstreifen zur Mitte hin zusammengepflügt ; dadurch entstand eine erhöhte, vor Feuchtigkeit geschützte Humusschicht, während das Wasser in den dazwischen liegenden Gräben abfließen konnte.70 Diese an Flureinteilung und Wasserhaushalt angepasste  – und damit das Ernterisiko verringernde  – Praxis der Ackerbestellung stieß beim Autor auf wenig Verständnis : „Es ist unzweifelhaft, daß der Ertrag bei dieser Bewirtschaftungsart hinter dem möglichen Ertrag, den der Boden bei neuzeitlicher Behandlung liefern könnte, beträchtlich zurückbleibt.“ Um Abhilfe zu schaffen, empfahl er Grundstückszusammenlegungen, Entwässe- rungen und  – mangels leistungsfähiger Zugochsen oder Pferde in den Kleinbe- trieben  – die Motorisierung der Anbauarbeiten ; dennoch hielt sich der südost- steirische Bifangbau bis nach Kriegsende.71 Durch „Planung auf lange Sicht“ sei vorstellbar, die Erträge in diesem Gebiet „außerordentlich heben zu können“. Das Flach- und Hügelland der Landesbauernschaft Donauland sei „hinsichtlich der Wirtschaftsweise und der Intensität am ehesten mit der intensiven Landwirtschaft des Altreiches zu vergleichen“. Das gelte vor allem für die Betriebe an der West- bahnstrecke und im Umfeld Wiens, wo Verarbeitungsbetriebe wie Zuckerfabriken, Brennereien und Molkereien die Marktfruchterzeugung anregten. Sogar die Klein- betriebe  – mit Ausnahme jener des ärmlichen Burgenlandes  – stünden aufgrund der Kombination von Acker- und Weinbau auf solider Grundlage. Trotz der Prob- leme der Preisangleichung an das Altreichsniveau, der Abwanderung von Landar- beitskräften und der zu starken Abhängigkeit von Futtermittelzukäufen werde die Kreditversorgung des nordöstlichen Flach- und Hügellandes „keine nennenswer- ten Schwierigkeiten machen“. Alles in allem sah der Autor die „Grundlage für eine gesunde Weiterentwicklung“ gegeben.72 Eine gleichfalls umfassende, nach regionalen Betriebsformen differenzierte Agrarplanung veröffentlichte der Wiener Agrarökonom Ludwig Löhr, vielbe- schäftigter Experte des Reichsnährstandes und REM, Mitte 1941 in der Artikel- serie Wechselseitige Forderungen von Agrarpolitik und Landbau.73 Dem Modell des „Landgutsorganismus“ im Rahmen der „völkisch-politisch geformten Landwirt- schaft“ folgend, band der Autor die betrieblichen „Erzeugungsleistungen“ an die natürlichen und wirtschaftlichen Erzeugungsbedingungen. Erstere seien in Form von Klima, Boden und Geländegestaltung gegeben, Letztere in Form von stand-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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