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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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513Vordenker des „Aufbaus“ „Systemzeit“  – durch die Angleichung an das Altreichsniveau gegeben sei ; dadurch könnten Kapitalreserven für schlechte Erntejahre geschaffen werden.79 Die Graswirtschaften in den Voralpen und den Alpentälern befänden sich auf einem Entwicklungsstand, der als „dürftig, mancherorts sogar als rückständig“ zu bezeichnen sei. Die vorherrschende Futtererzeugung auf Acker- und Grünland lege das Schwergewicht auf die Aufzucht von betriebseigenem und vermarktetem Zuchtvieh sowie, je nach Verkehrslage, den Verkauf von Milch und Milchproduk- ten. Dabei zeige sich ein breites Spektrum, das von der „wilden Egartwirtschaft“, bei der beim Wechsel von Wiese und Ackerland die Grasnarbe nicht völlig zerstört werde, über die „Kunstegartwirtschaft“ mit vollständiger Beseitigung der Gras- narbe durch Schwarzbrache bis zur sauberen Trennung von Acker- und Grünland reiche. Zwar seien „persönliche Rückständigkeit oder alter Brauch“ nicht die al- leinigen Ursachen der verminderten Leistungsfähigkeit ; dennoch sei „in besseren persönlichen Bedingungen der Hebel des Fortschrittes“ zu finden. Die agrarpo- litischen Forderungen zielten daher darauf, die Wirtschaftsweise „in zeitgemäße Bahnen zu lenken“ : erstens durch die Senkung des immensen Handarbeitsaufwan- des mittels Bodenbearbeitungs- und Erntegeräten ; zweitens durch die Steigerung der betriebseigenen Futterbasis im Hinblick auf die Ansprüche hochgezüchteten Leistungsviehs ; drittens durch die Reduktion der Ochsenaufzucht, vor allem im Zuchtgebiet der Murbodner Rinderrasse, zugunsten der Milchviehhaltung ; vier- tens durch die Ergänzung der betriebseigenen Futter- und Düngermengen durch Kraftfutter- und Handelsdüngerzukäufe ; fünftens durch den Ausbau von Trans- porteinrichtungen wie Güterwegen, Seilbahnen und Gülleanlagen. Um die Leis- tungsgrenzen zu erweitern, richteten die Graswirtschaften eine Reihe von For- derungen an die Agrarpolitik : erstens die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse ; zweitens Beihilfen zur Erschließung hofferner Futterflächen ; drittens Unterstüt- zung beim Bau von Ställen, Düngerstätten und Gärfutterbehältern ; viertens die Beibehaltung und Verfeinerung des Kostenausgleichs für Transporte bis zur und ab der nächstgelegenen Bahnstation ; fünftens die Stützung der Ochsenpreise bis zur vollständigen Umstellung auf die Milchviehhaltung.80 Auch die Alpwirtschaften im Zentralalpenraum würden den Erfordernissen der „Erzeugungsschlacht“ noch nicht entsprechen. Das zentrale Problem dieser durch- wegs Großbetriebe sei der Transport von Betriebsmitteln und Erzeugnissen vom Tal auf den Berg einerseits, zwischen Heimgut, Vor- und Hochalm andererseits. Während der Ackerbau sowie die Schweine- und Schafhaltung nur der Selbstver- sorgung dienten, sorge das Grünland für die Futterbasis der alles beherrschenden Rinderhaltung, die neben dem Milch-, Butter- und Käseverkauf durch den Ab- satz von Zuchtvieh und Einstellkühen den Kern der bergbäuerlichen Einkünfte ausmache. Die quantitativ geringen, qualitativ jedoch hochwertigen Almflächen
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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