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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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514 Das „Landvolk“ und seine Meister ermöglichten die Zucht widerstandsfähiger und leistungsfähiger Rinder, die in niedriger gelegenen Produktionsgebieten mit besserer Futtergrundlage hohen Nutzen brächten. Dennoch erhebe sich eine Reihe agrarpolitischer Forderungen : erstens die Verbesserung der Pflege und Nutzungstechnik der Almweiden, etwa durch Unkrautbekämpfung, Ent- und Bewässerungsanlagen sowie die Trennung von Wald und Weide ; zweitens die Vermehrung der Winterfuttermenge, vor allem für das Jungvieh, um den Zwang zum Abverkauf großer Viehbestände im Herbst oder zum Durchhungern des Viehs über den Winter einzudämmen ; drittens die Erweiterung der Schafhaltung, um das gegebene Futterangebot optimal auszu- nutzen ; viertens die Einschränkung des alpinen Getreidebaus nach erfolgter Ver- kehrserschließung, Preisregelung und Streuversorgung. Neben betrieblichen und genossenschaftlichen Anstrengungen sei auch die staatliche Agrarpolitik gefor- dert : erstens im Hinblick auf die verkehrstechnische Erschließung der Berghöfe, etwa durch Güterwege und Seilbahnen, als „Schlüssel für die von der Agrarpolitik mit Recht geforderte Intensivierung der alpinen Landwirtschaft“ ; zweitens durch die Preisregelung in einer Weise, „dass die Erzeugnis- und Betriebsmittelpreise frei Bergbauernhof mit denen der Tieflandbetriebe übereinstimmen“ ; drittens hin- sichtlich der Förderung des Stallbaus, der Gülle- und Gärfutteranlagen sowie von Bodenverbesserungsmaßnahmen ; viertens durch die Forcierung der Mechanisie- rung der Berglandwirtschaft  – nicht nur im Hinblick auf die Anwender, sondern auch auf die Erzeuger von Landmaschinen und deren „Verständnis auch für berg- bäuerliche Arbeit“ ; fünftens im Hinblick auf die Lösung der „bestehenden Gegen- sätze zwischen bergbäuerlichen Existenzfragen und Großforstinteressen“.81 Beide Agrarexperten, der mit den preußischen Agrarverhältnissen vertraute Walter Lechler wie der Ostmark-Kenner Ludwig Löhr, strichen die Notwendig- keit einer regional und betriebstypisch differenzierten Lösung der Agrarprobleme  – genauer, der mangelnden „Übereinstimmung zwischen agrarpolitischem Wollen und betriebswirtschaftlichem Können“82  – heraus. Hinsichtlich des Standes der Agrarentwicklung skizzierten beide Planungsentwürfe eine erhebliche Kluft zwi- schen Landwirtschaft und Industrie im Allgemeinen, zwischen den Betrieben im Flach- und Hügelland  – abgesehen von den extremen Weinbaubetrieben  – sowie den Berglandbetrieben im Besonderen, die etwa an der technischen Ausstattung deutlich werde : „Wenn man das Arbeitsfeld eines Großbetriebes im Flachland von Niederdonau be- tritt, dort den großzügigen Einsatz von Traktoren, Saat-, Hack- und Erntemaschinen beobachtet sowie den Erfolg der Maßnahmen, die auf eine weitgehende Ersparnis von Handarbeit abzielen, dann erscheint der Abstand im Vergleich zur Arbeit der Industrie noch verhältnismäßig bescheiden. Das Bild ändert sich, wenn selbst im
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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