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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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648 Ordnung und Chaos des Marktes chen von Zuckerrüben, Futterrüben und Feldfutter, aber auch die Brache- und sonstigen Flächen (Tabelle 7.11, Anhang). Für die Gesamtheit der Gän sern dorfer Gutsbetriebe zeichnet sich eine ähnli- che Entwicklung ab wie für die (unter-)bäuerlichen Betriebe in Litschau, Mank und Matzen : der anteilsmäßige Rückgang des Getreidebaus zugunsten des An- baus anderer Ackerfrüchte. Nach Agrarsystemen betrachtet treten jedoch deutliche Unterschiede hervor (Abbildung 7.27) : Die Getreide-Milchviehgüter verkleinerten die Getreideanteile Jahr für Jahr ; dafür rückten zunächst die Hackfrüchte, danach Garten- und Handelsgewächse auf. Auch die Gesinde-Maschinengüter fuhren in den ersten Jahren den Getreidebau massiv zurück ; stattdessen nahmen Hülsen- früchte und Handelsgewächse anteilsmäßig zu. Auf den Taglöhner-Maschinengü- tern hingegen wurde das Getreide anfangs anteilsmäßig ausgeweitet, später wie- der eingeschränkt ; zugleich wurden Gartengewächse und Futterpflanzen forciert. Eine ähnliche Pendelbewegung des Getreidebaus  – anfangs Ausweitung, danach Einschränkung  – vollzogen die Marktfrucht-Milchviehgüter ; Gewinner waren die Hackfrüchte 1942 sowie Handels-, Gartengewächse und Feldfutter 1943, bevor 1944 die Brache- und sonstigen Flächen massiv zulegten. Insgesamt erscheint die Entwicklung der gutsbetrieblichen Ackernutzung vielfältiger als jene der (unter-) bäuerlichen ; das lässt auf größere Spielräume der Gutsverwalter hinsichtlich des Produktionsmitteleinsatzes schließen. Der Rückzug des Getreidebaus wie die Tendenzen in Richtung Futterpflanzen- und Handelsgewächsanbau sowohl im (unter-)bäuerlichen als auch im gutsbetrieb- lichen Segment des Agrarsektors bedürfen weiterer Klärung. Die Ausweitung des hofeigenen Feldfutteranbaus bedurfte im Wochenblatt keiner langen Erörterung ; sie erschien, nach dem Wegfall der Futtermittellieferungen aus dem Ausland, schlicht als Notwendigkeit der Inlandsversorgung : „Das deutsche Volk braucht zu seiner Ernährung nebst anderem auch Fleisch und Fett, welche Nahrungsmittel teils ausschließlich, teils zu einem beträchtlichen Teil vom Vieh geliefert werden. Unsere Viehbestände müssen daher auch im Kriege hinreichend mit Futter versorgt werden, und wenn bisher bedeutende Mengen von Kraftfuttermitteln aus dem Auslande eingeführt worden sind, so müssen wir heute trachten, daß wir die notwendigen Futtermengen zur Gänze aus der eigenen Scholle zu erzeugen vermögen.“179 Knapper als Ernst Feichtinger, der für die „Erzeugungsschlacht“ zuständige Hauptabteilungsleiter in der Landesbauernschaft Donauland, hätte es kaum je- mand sagen können : Es sei klar, „daß Futtermittel, die nicht da sind, auch nicht verteilt werden können“.180
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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