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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Pflügl, eines engen Vertrauten Otto von Habsburgs, mit Mussolini, in denen der Duce ebenfalls keine völlige Ablehnung der Restauration zu erkennen gegeben habe.590 1936 wies Mussolini im Gespräch mit Schuschnigg dann allerdings jeglichen legitimistischen Gedanken zurück591 – obwohl er sich selbst weiterhin als Monarchisten bezeichnete.592 Die Ereignisse von 1927 brachten eine Stärkung der Heimwehr, und der italienische Einfluss nahm zu.593 Im österreichischen Nationalrat war dies Anlass, neuerlich auf die Südtirolfrage zu verweisen, von großdeutscher Seite im November 1927594, einige Monate später dann auch von christlichso- zialer: Am 23. Februar 1928 hielt der Tiroler Abgeordnete Franz Kolb, spä- ter Mitglied des BKR, eine ausführliche, sehr emotionale Rede zu diesem Thema, die auch international Aufsehen erregte:595 Sie hatte die Abberufung des italienischen Gesandten aus Wien zur Folge.596 Der Bundeskanzler sah indes vornehmlich die übergeordnete Ebene des Problems.597 Im November 1927 sprach er den deutschen Reichskanzler Wil- helm Marx und Außenminister Gustav Stresemann anlässlich eines Besuchs in Wien auf Gerüchte über einen bevorstehenden Linksputsch in Österreich an, dem ein Rechtsputsch folgen werde: Mussolini habe ihm durch den ös- terreichischen Gesandten in Rom entsprechende Hinweise gegeben. Strese- mann gab an, ähnliche Informationen zu besitzen; vor allem die steirische Heimwehr werde aus Italien mit Geld und Waffen unterstützt. Für Seipel war diese Aussage Anlass zu betonen, für die Heimwehr insgesamt könne er bürgen, denn sie stehe der CSP nahe und er selbst ziehe die Fäden, in- dem er ständigen Kontakt mit der Führung halte. Die Mittel stammten aus dem Inland und seien reichlich. Gerade im Fall der Tiroler Heimatwehr sei es nicht denkbar, dass sie mit den Faschisten verbunden sei. Es treffe al- lerdings zu, dass in den Ländern große Verbitterung herrsche, und dies be- wirke, dass manche eine faschistische Regierung einer Koalition mit den So- zialdemokraten vorzögen. Er könne versichern, dass kein italienisches Geld nach Österreich komme, allerdings neige Italien dazu, die eigene Rolle bei 590 berGer-waldeneGG, Biographie, 408. 591 ara, Österreichpolitik, 118; thaler, Legitimismus, 71 f. 592 K. schuschniGG, Im Kampf, 194. 593 colotti, Fascismo, 305–307; JedlicKa, Österreich, 51; Kusstatscher-oberKofler, Beziehun- gen, 356–385; K. schuschniGG, Im Kampf, 81 und 129 f. 594 ADÖ 6/884. 595 ADÖ 6/908; vgl. binder, Politischer Katholizismus, 31–33; Kusstatscher-oberKofler, Be- ziehungen, 288 f.; zum Kontext ebd. 276–281; reitmair, Msgr. Prof. Dr. Franz Kolb, 18. 596 ADÖ 6/940. 597 Kusstatscher-oberKofler, Beziehungen, 289–291 und 305. 3.5 DIE NACHBARSCHAFT DES FASCHISTISCHEN ITALIEN 115
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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