Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Page - 128 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 128 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Image of the Page - 128 -

Image of the Page - 128 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text of the Page - 128 -

Im März sicherte der Duce auf dem Parteitag des PNF Österreich neuer- lich seine vorbehaltlose Unterstützung zu; Dollfuß teilte er mit, dass Italien die Erhaltung eines selbständigen Österreich als Angelpunkt seiner europä- ischen Politik erachte.714 Damals schlossen Österreich, Italien und Ungarn ein Dreierbündnis, die am 17. März unterzeichneten sogenannten Römer Protokolle, die in Berlin verärgert registriert wurden.715 Im April 1934 veröffentlichte der CS einen Artikel von Agostino Gemelli, der die Unabhängigkeit Österreichs beschwor und das Interesse Italiens an derselben beteuerte; in diesem Fall wurde als beide Länder verbindendes Element der Katholizismus genannt.716 Ansonsten legte diese Zeitschrift indes Wert auf die Akzentuierung der Unterschiede zwischen Italien und Österreich.717 Im Mai erschien in der Zeitschrift Der Heimatschützer ein Bei- trag von Guido Bortolotto, in dem die Unterschiede zwischen Faschismus und Nationalsozialismus hervorgehoben wurden. Akzentuiert wurden vor allem das Fehlen des Rassenwahns und der geistige Charakter des italie- nischen Nationsbegriffs, der sich von dem auf Fleisch und Blut beruhenden des Nationalsozialismus unterscheide.718 Im Juni verteidigte die faschistische Zeitschrift l’Universale angesichts eines bevorstehenden Treffens Mussolinis mit Hitler das italienische En- gagement für die österreichische Unabhängigkeit.719 Herausgeber Berto Ricci ließ durchblicken, dass eine Zusammenarbeit Italiens mit Deutschland unter pragmatischen Erwägungen geduldet werden könne.720 In den am 14. und 15. Juni in Venedig geführten Gesprächen mahnte der Duce den Führer zur Einstellung des Terrors in Österreich.721 Auf Hitlers Wunsch, Dollfuß als Bundeskanzler durch eine unabhängige Persönlichkeit abzulösen, ging Mussolini nicht ein.722 Zuvor hatte er sich gegen den in Österreich in gewis- sen Kreisen ventilierten Gedanken verwendet, die neue Verfassung einer 714 Zit. nach friedl, Zusatzprotokolle, 152 f. 715 ara, Österreichpolitik, 113; bertolaso, Die erste Runde, 41 f. und 221; binder, Der „Christ- liche Ständestaat“, 225; di nolfo, Rapporti, 69; KereKes, Abenddämmerung, 187 f.; Kinder- mann, Österreich, 194 f.; orlando, Rolle, 21–23; ross, Hitler, 184–197; schmölZer, Bezie- hungen, 88–100; stuhlPfarrer, Außenpolitik, 329; tálos, Herrschaftssystem (2013), 493 f. 716 CS 29. 4. 1934 (A. Gemelli). 717 schmölZer, Beziehungen, 110–112. 718 Kindermann, Österreich, 140; vgl. CS 18. 3. 1934 (G. bortolotto). 719 Vgl. bertolaso, Die erste Runde, 224. 720 scholZ, Italienischer Faschismus, 144 f. 721 Kindermann, Hitlers Niederlage, 144 f.; Kindermann, Österreich, 206 f.; schmölZer, Bezie- hungen, 100–102. 722 di nolfo, Rapporti, 70; stuhlPfarrer, Außenpolitik, 328; wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 610; im Herbst 1933 hatte auch Bundespräsident Miklas den Wunsch geäußert, den Kanz- ler abzusetzen; lanG, Bundespräsident Miklas, 128. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN128
back to the  book „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?