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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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diese Politik aus späterer Rückschau zum Vorwurf und bezichtigte ihn des Machiavellismus.795 In Österreich mehrten sich denn auch die Zeichen der Sorge. Gleichwohl hörten die insbesondere im CS unternommenen Versuche, den Abessini- enkrieg wenn schon nicht gutzuheißen, so zumindest zu verstehen und die vermeintlich problematischen Aspekte der Politik des Völkerbunds ins Licht zu rücken, nicht auf: „Pazifistischem Doktrinarismus“ verpflichtete Vorge- hensweisen, so konnte man im Juni 1936 lesen, dürfe es nicht geben: Durch Österreich sei Italien unlösbar mit Europa verbunden, mit dessen Unab- hängigkeit verteidige es auch seine eigenen Interessen und die Europas.796 Daher ist es schlüssig, wenn sich der CS auch mit den militärischen Folgen einer Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich befasste: Sollte es dazu kommen, so hätte dies für Österreich fatale Folgen.797 Es war ja in der Tat die weitgehende Preisgabe des vormals geschützten Österreich im Gang; Mussolini übte sogar, wie Theodor Hornbostel berich- tete, Druck auf Schuschnigg aus, das Abkommen mit Hitler vom 11. Juli 1936 zu schließen.798 Als das Dokument unterzeichnet war, äußerte der Kanzler dem deutschen Botschafter in Rom gegenüber seine Zufriedenheit darüber, dass nunmehr „dem unbefriedigenden Zustand Österreichs als ei- nes Spielballs fremder Interessen ein Ende“ bereitet sei.799 Nach einer Zeit wachsender Verunsicherung in Österreich betreffend die künftige Haltung Italiens800 brachte die Achse Rom-Berlin vom 1. November 1936 das defi- nitive Ende der italienischen Schutzfunktion für Österreich.801 Ihre Trag- weite, gestand Schuschnigg später, habe man in Österreich zunächst nicht erkannt.802 Eugenio Morreale, dem Österreichs Unabhängigkeit ein Anliegen war, lehnte die Richtungsänderung des Duce hinsichtlich dieses Landes ab.803 Ins- besondere über die Aufmunterung zum Abschluss des Juliabkommens zeigte er sich besorgt.804 Lange Zeit war er überzeugt, Mussolini werde in jedem 795 K. schuschniGG, Requiem, 231 f.; K. schuschniGG, Im Kampf, 182–185. 796 CS 7. 6. 1936 (N. dohrn). 797 CS 14. 6. 1936 (W. P. hebra-huZe). 798 hornbostel, Fremde Einflüsse, 136; vgl. bauerKämPer, Der Faschismus, 177; orlando, Rolle, 65 f.; reichhold, Geschichte, 554; schmölZer, Beziehungen, 212–214; G. stourZh, Vom Reich, 39. 799 K. schuschniGG, Im Kampf, 194. 800 schmölZer, Beziehungen, 216–219. 801 Potočnik, Bewusstsein, 203; schmölZer, Beziehungen, 219–224. 802 K. schuschniGG, Requiem, 232 f. 803 brouceK, Ein General II, 72. 804 ara, Österreichpolitik, 119. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN136
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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