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mütiger Mann, der daheim auf den Feldern selber den Pflug führte, [...] der
Familientradition nach ein Konservativer, der den Christlichsozialen ein
Freund wurde, mehr als das, seine soziale und natürliche demokratische
Haltung waren mehr christlichsozial als die mancher Christlichsozialer.“252
Aus diesen Worten spricht Vogelsang, für den die Begriffe „christlichsozial“
und „konservativ“ von Natur aus ineinander überfließend waren.253
Karl M. Stepan bescheinigte dem Adel selbstlose, in bestem Sinn christ-
liche Hingabe an „den Dienst an den Armen und mühselig Beladenen“254 –
entsprechend Rudolf Henz’ Einschätzung, der Adel sei „in Österreich, auch
im feudalen Zeitalter, stets ein Stand und weniger eine Kaste, denn in ande-
ren Ländern“ gewesen.255 Persönlichkeiten wie Vogelsang oder den in dessen
Umfeld wirkenden Sozialpolitiker Franz Graf Kuefstein256 sich vor Augen
haltend, unterstrich auch Karl Lugmayer das soziale Verantwortungsgefühl
dieses Stands257, der in der Tat für harmonische Durchdringung der Gesell-
schaft durch beispielhafte Pflichterfüllung im jeweiligen Tätigkeitsbereich
plädierte.258 Für Josef Bick ist eine sozialisationsbedingte Nähe zum Adel
anzunehmen, stammte er doch aus einer Familie, die über Generationen
hinweg im Dienst eines fürstlichen Geschlechts gestanden hatte. Er selbst
pflegte als Direktor der Österreichischen Nationalbibliothek in den Sommer-
monaten eine Art „adliges Landleben“ (O. Brunner) fern von Wien im nord-
böhmischen Georgswalde.259
Friedrich Funder glaubte die Quellen der in so hohem Maß gesellschaft-
lich relevanten Eigenschaften des Adels zu kennen: „Dieser Adel war mit
der Geschichte des Landes eng verwachsen. Aus seiner Gliederung in einen
böhmischen, steirischen, Tiroler, ungarischen usw. Adel sprach noch sein
Wachsen mit dem alten Länderföderalismus und mit der Geschichte der
Dynastie. […] es gab kein Feld menschlicher Tätigkeit, der Ehre und des
Ruhms, auf dem nicht Leistungen von nie verblassendem Glanz aus diesem
Adel vollbracht worden wären. Und was der Mann nicht vermochte, das er-
gänzte die adlige Frau in der karitativen Fürsorge und praktischen sozialen
Arbeit. Träger einer Lebensform traditionsgesättigter Bindungen, hatte die-
ser Adel die österreichische Kultur mitgeprägt.“260 Umso größer war Funders
252 funder, Vom Gestern, 243 f.
253 bader, Die geistige Grundlegung, 153; streitenberGer, Leitbild, 88.
254 stePan, Stückwerk, 166.
255 henZ, Österreich, 25.
256 Zu ihm vgl. H. lohmann, Kuefstein.
257 K. luGmayer, Leos Lösung, 69; K. luGmayer, Grundrisse, 7 und 12.
258 steKl, Zwischen Machtverlust und Selbstbehauptung, 164.
259 Planer, Jahrbuch, 56.
260 funder, Vom Gestern, 318.
6.4 ADEL IN DER BEWÄHRUNG 327
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580