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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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dezu283: Sie sei ein Lebensraum beharrender Kräfte284, in dem sich ständi- sche Merkmale leichter orten ließen als in anderen Bereichen. 285 Otto von Habsburg bezeichnete die hohe Wertschätzung des Bauerntums als „Vor- bedingung“ für die Entstehung der Idee eines Ständestaates in den dreißi- ger Jahren.286 1936 erschien in der MSchKP der Aufsatz Der österreichische Bauer in der Geschichte des Wiener Wirtschaftshistorikers Alfons Dopsch.287 Dass Engelbert Dollfuß in der Welt der Bauern sozialisiert und mit der „Bauerndemokratie“ sehr vertraut war, ist ein schon seit langem betontes Faktum.288 Dasselbe galt für einige Mandatare mit bäuerlichen Wurzeln.289 Bei Florian Födermayr290, einem „typischen Bauernpolitiker“ (E. Hanisch)291, zeigte sich das bäuerliche Standesbewusstsein schon im Stolz, mit dem er auf seine Herkunft aus einem „erbeingesessenen“ Geschlecht hinwies.292 Da- bei war er in seiner Familie gar nicht der erbende Sohn gewesen, sondern hatte sich selbst einen Hof erwerben müssen.293 Überzeugt von der Verant- wortung des Einzelnen gegenüber Vorfahren und Nachkommen, die einen größeren Zusammenhang herstelle, als er für den traditionslosen Individua- listen durch die relativ kurze Dauer des menschlichen Lebens möglich sei294, setzte er mit seinen Lebenserinnerungen einen Akt der Selbstidentifikation, der nicht nur der eigenen Person, sondern dem Stand galt: Sonst hätte er nicht sein Bedauern darüber ausgesprochen, dass kein einziger von meh- reren bäuerlichen Abgeordneten, die nach dem Ersten Weltkrieg dem Par- lament angehörten, Aufzeichnungen über sein Wirken hinterlassen habe. Seine politische Tätigkeit verstand er als „Standesvertretung“.295 283 Zurückzuweisen ist der Ansatz, die Idealisierung von Bauerntum und Kleingewerbe als In- dikator für eine als ‚typisch faschistisch’ einzustufende Politik zu bezeichnen; sonnleitner, Widerstand, 31. 284 KlotZ, Sturm, 9 und 12 f. 285 R. schmitZ, Die berufsständische Neuordnung, 13; R. schmitZ, Der Weg, 37, vgl. seliGer, Scheinparlamentarismus, 58. 286 Zit. nach waltersKirchen, Dollfuß, 44. 287 MSchKP 1, 31–41 (A. doPsch). 288 dollfuss an österreich, 145–149; vgl. hanisch, Dilemma, 107; v. hildebrand, Engelbert Dollfuß, 23; JaGschitZ, Dollfuß, 192–196; KlotZ, Sturm, 58 f.; KluGe, Dollfuß, 131–136; mil- ler, Engelbert Dollfuß, 18. 289 Genauere Forschungen liegen zu Buchinger, Figl, Födermayr und Reither vor; lebensaft/ mentschl, Feudalherren, 27–31, 45–47, 50–52 und 105–108. 290 Zu seiner Laufbahn vgl. Kriechbaumer, Dieses Österreich, 152. 291 Zu ihm hanisch, Die Politik, 72–74. 292 födermayr, Vom Pflug, 54. 293 lebensaft/mentschl, Feudalherren, 159; slaPnicKa, Oberösterreich, 83. 294 allmayer-becK, Konservatismus, 39. 295 födermayr, Vom Pflug, 4 f. 6. STANDESBEWUSSTSEIN330
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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