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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Für Georg Baumgartner war das Bauerntum nicht nur der produzierende Stand311, sondern auch jener, dessen Erhaltung „den Fortbestand der Quell- gründe eines ganzen Volkstums“ bedeute312, für Richard Schmitz zudem „der Hüter gesunder Tradition, ein Hort der Religion und eine zuverlässige Stütze für die staatliche Ordnung“.313 Gleich Eduard von Baar-Baarenfels schätzte er den hohen Wert von Sitte und Brauch sowie des Glaubens314, ein Aspekt, den auch Dollfuß unterstrich.315 Friedrich Funder lobte am Bauern „Festigkeit, Ruhe und den klaren Blick für die Ordnung in den Dingen“.316 August M. Knoll sah im Bauernstand ein Gefühl weiterleben, das frü- her alle Stände gehabt hätten, nämlich nicht nur um seiner selbst willen, sondern für alle da zu sein.317 Leopold Figl hielt ihm zugute, sich nie abge- kapselt, sondern stets mit allen Ständen zusammengearbeitet zu haben.318 Für Leopold Teufelsbauer ermögliche der Bauernstand „das Bestehen der anderen Stände“; der sichtbare Erfolg ihrer Arbeit lasse die Bauern „Stan- desfreude“ empfinden.319 Erich Stoekl wünschte, „dass in unsern Tagen der Bauer wieder zu Ehren kommt, dass das Verständnis im Volk wächst für die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Kopf und Hand in Stadt und Land, das Bewusstsein der Abhängigkeit voneinander“.320 Die eben beschriebenen Eigenschaften des Bauernstands verdichten sich in Oskar Bendas Theorie von der Sublimationsfähigkeit bäuerlichen Stils321, nach Othmar Spann „Überhöhungsfähigkeit“.322 Im StL ließ Letzterer Au- toren zu Wort kommen, die diesen Aspekt vertieften.323 Er selbst erläuterte sein Bild des Bauerntums in einem mit Die ständische Ordnung der Land- wirtschaft überschriebenen Kapitel.324 1936 unterbreitete Gertrud Spinnhirn Vorschläge für die praktische Umsetzung dieser Gedanken.325 311 So auch henZ, Fügung, 127. 312 baumGartner, Arbeit und Erwerb, 59; ähnlich Leopold Figl (fiGl, Reden, 98; fiGl, Ansich- ten, 240) und Dollfuß (miller, Engelbert Dollfuß, 18). 313 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 46. 314 Anita KorP, Aufstieg, 67; R. schmitZ, Der Weg, 35, 38. 315 dollfuss an österreich, 153. 316 funder, Aufbruch, 28. 317 Knoll, Das Ringen, 10. 318 fiGl, Ansichten, 21, 66, 148 und 239; Lois Weinberger hielt dies besonders Jodok Fink zu- gute; weinberGer, Tatsachen, 38. 319 CS 17. 6. 1934 (L. teufelsbauer); teufelsbauer, Landfrauenarbeit, 1. 320 stoeKl, Predigten, 16 f.; Rudolf Buchinger nannte praktische Aspekte; buchinGer, Das Wir- ken, 27; zur Figur des nicht profitorientierten Bauern vgl. senft, Im Vorfeld, 71. 321 benda, Die österreichische Kulturidee, 58 f. 322 H. walter, Ständewesen, 114. 323 StL 1934, 87–92 (H. riehl). 324 sPann, Der wahre Staat, 267–270. 325 sPinnhirn, Agrarpolitik, 21–24; vor allem dort, wo sie die Beziehungen der Bauern zu ande- 6. STANDESBEWUSSTSEIN332
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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