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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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schaft eingetreten zu sein: Letzterer glaubte mit dessen Tod, endgültig 1848, das Ende dieser Form bestimmen zu können.375 Max Scheler würdigte die Bedarfswirtschaft als Ausdrucksform der für ihn richtigen Auffassung von Arbeit, nämlich als Mittel, nicht als Zweck: Andernfalls würde die Rang- ordnung der personalen Werte pervertiert.376 Philipp Bugelnig schrieb ihre Zerstörung dem Liberalismus zu.377 Im StL ließ Othmar Spann einschlägige Beiträge erscheinen378 und förderte die kritische Auseinandersetzung mit der neuesten Fachliteratur.379 Ausführlich widmete sich Anton Orel der Bedarfswirtschaft. In seinem Denken stand Arbeit als Voraussetzung eines standesgemäßen Lebensunter- halts an zentraler Stelle, während er jedes Streben nach Gewinn ablehnte. Gemäß der katholischen Soziallehre380 forderte er aber nicht die Beschrän- kung auf das Existenzminimum, sondern ließ auch die Bildung von Rückla- gen für Kindererziehung oder Altersvorsorge zu.381 Arbeitsloses Einkommen hatte in seinen Augen keine Berechtigung; besonders hart ins Gericht ging er mit den Aktiengesellschaften.382 Dasselbe tat Friedrich von Weichs in seinen Ausführungen zum Darle- henszins: Bis zu einem bestimmten Grad brauche es diesen, denn in einer geordneten Wirtschaft habe das Geld „dieselbe Funktion wie das Blut im Organismus“. Es solle ständig zirkulieren und in allen Teilen befruchtend wirken; staue es sich an einer bestimmten Stelle, dann sei anderswo Mangel. Dass an der Börse alles zum Handelsobjekt gemacht werde, sei zu verurtei- len: Aktien entzögen das Geld seiner natürlichen Bestimmung383, und „an die Stelle der freien Marktwirtschaft trat die Vermachtung der Wirtschaft“.384 Die Kritik von Anton Klotz galt der Zinspolitik der Banken, die Spekulation fördere, eine besonders schädliche Auswirkung des Kapitalismus. Mitun- ter gebe es allerdings Gründe, die das Zinsnehmen rechtfertigten.385 Im StL wurde der Kredit befürwortet, sofern er nicht nach privatwirtschaftlicher 375 Knoll, Das Ringen, 7; Knoll, Katholizismus, 8; Knoll, Der soziale Gedanke, 46 f. 376 böhr, Der Mensch, 209–216. 377 buGelniG, Der Ständestaat, 73; vgl. burZ, Philipp Bugelnig, 161; im konservativen Libera- lismus nach 1945 erfolgte eine teilweise Renaissance des Ideals der Autarkie; habermann, Das Maß, 16 f., 32. 378 StL 1933, 147 f. (E. laGler). 379 StL 1933, 172–179 (S. M. radda). 380 hättich, Wirtschaftsordnung, 18. 381 orel, Ständeordnung, 17–26. 382 orel, Ständeordnung, 37–41; vgl. neGer, Verfassung, 20 f. 383 v. weichs, Der Weg, 45–49. 384 v. weichs, Der Weg, 51. 385 KlotZ, Probleme 2, 267–275. 6.5 BAUERNTUM ALS IDEAL 337
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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