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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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nicht vergessen, den Ländern und Gemeinden zu geben, was ihnen gebührt, und zu vermeiden, sie wie arme Verwandte zu behandeln, die nirgends sehr beliebt sind.“128 Franz Rehrl129, Lorenz Karall130 und Richard Schmitz131 teilten diese Einschätzung. Leopold Kunschak forderte eine präzise Unterscheidung zwischen Födera- lismus und Partikularismus, welch Letzterer abzulehnen sei.132 Zentrifuga- len Kräften sollte mit dem Subsidiaritätsprinzip also nicht das Wort geredet werden.133 Auch der kurzzeitig in Graz lehrende Wilhelm Röpke wünschte eine föderative Staatsstruktur.134 All den zitierten Stellungnahmen und Definitionsversuchen liegt nicht der moderne Verfassungsföderalismus zugrunde, der Kompetenzen präzise zuordnet, sondern der Vertragsföderalismus in der Tradition des Johannes Althusius, der nicht mit automatischen, unwiderruflichen Regelungen arbei- tet, sondern – mit Blick auf die beste Lösung – politisches Aushandeln von Fall zu Fall vorsah.135 Die in der Maiverfassung festgeschriebene Entscheidung für den Bun- desstaat war nicht von vornherein selbstverständlich gewesen, denn nach 1918/19 hatten die Länder schwere Vorbehalte gegen das rote Wien gehabt136, und noch bei den Verfassungsdiskussionen im Frühjahr 1934 hatte zunächst auch die Landesbürgerschaft im Raum gestanden. Schließlich einigte man sich darauf, die Aufnahme in den Heimatverband von der Zustimmung der Landesregierung abhängig zu machen.137 Diese verworren anmutende Rege- lung ruft den im Ständestaat gerade hinsichtlich des Föderalismus bestehen- den Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit ins Bewusstsein.138 In- wieweit das 1934 im CS beschriebene und grundsätzlich erörterte Modell der Stadt Linz139 für ganz Österreich relevant war, wäre noch zu untersuchen. Otto Ender brachte als Argument für den bundesstaatlichen Charakter Österreichs dessen geschichtliche Entwicklung vor; das Eigenleben der Län- der sei so stark, dass eine Nichtbeachtung in der Verfassung keine Stär- 128 CS 16. 12. 1934 (L. hülGerth). 129 H. dachs, Franz Rehrl, 217; hanisch, Franz Rehrl, 11; schreiner, Franz Rehrl, 80. 130 wurm, Dr. Lorenz Karall, 222. 131 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 9 und 32 f. 132 Kriechbaumer, Dieses Österreich, 299; Kriechbaumer, Erzählungen, 267. 133 Vgl. hierzu LK, 547 (F. romiG). 134 schüller, Wirtschaftshumanismus, 164 und 175. 135 hüGlin, Föderalismus, 326. 136 hanisch, Demokratieverständnis, 76. 137 PMR 8/6, Prot. 930 (20.–29. 3. 1934), 143. 138 suPPanZ, Österreichische Geschichtsbilder, 236; wiederin, Christliche Bundesstaatlichkeit, 34. 139 CS 7. 10. 1934 (J. stamPfl). 8. STAAT UND GESELLSCHAFT500
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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