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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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geben, und kritisierte Günthers „Überheblichkeit“. Der Name „Arier“ sei bloßer „Schall“. 1939 ging Hager als Auslandskorrespondent der damals völlig systemkonformen Münchner Neuesten Nachrichten nach Rom, 1941 nach Madrid. Die Beziehungen zu Bozen waren aber auch in der Münchner Zeit nicht abgerissen, wie nicht nur die Angabe „Bozen“ in den Beiträgen im StL zeigt, sondern auch die Tatsache, dass er sich in dieser Stadt am 28. Dezember 1935 mit Eleonore von Strobele zu Wangendorf ver- ehelichte. Er fiel 1943 als Panzergrenadier des deutschen Afrika-Korps in Tunesien. 1935 war Hager noch österreichischer Staatsbürger. In seinem 1939 in München erschie- nenen Buch Das großdeutsche Jahr. Von einem deutschen Schriftsteller erlebt legte er ein klares Bekenntnis zu Hitler ab, während er mit dem österreichischen Bundeskanz- ler Kurt Schuschnigg hart ins Gericht ging; insbesondere dessen Konzept einer spezifisch österreichischen Staatsidee war für Hager nicht nachvollziehbar (obwohl er 1916–1920 in Bozen mit einem österreichischen Schulbuch anhand von Texten über den Kaiser, Andreas Hofer oder die Sagengestalten der Dolomiten das Lesen und Schreiben erlernt hatte). Der „Anschluss“ am 13. März 1938 stellte für ihn daher einen Anlass zur Freude dar; die Able- gung der österreichischen Staatsbürgerschaft am 10. April bzw. die Annahme der deut- schen beschrieb er als ein lange ersehntes Ereignis. Die 1934/35 in mehreren Beiträgen im StL gezeigten Sympathien für den italienischen Faschismus sind umso schwerer nachvollziehbar, als Hager mit ganzem Herzen an Süd- tirol hing, wovon er im 1937 unter dem Pseudonym Walter Plangger in Berlin erschie- nenen Südtiroler Bilderbuch Zeugnis ablegte. In einer 1942 verfassten, in Privatbesitz befindlichen 74-seitigen Schrift, in der er seine Kindheit und Jugend in Bozen (bis 1927) schilderte, lobte er seine geistlichen Lehrer am Franziskanergymnasium als Vermittler einer „siebenhundertjährigen kulturellen und damit in einem Grenzland auch völkischen [...] Tradition“ und bekannte sich zum „Kampf um unsere Sprache und Eigenart“. Die Welt anschauung, die ihn mit seinen Mitschülern am Franziskanergymnasium, darunter Kurt Heinricher, verband, beschrieb er so: „Wir waren alle das, was man im alten Öster- reich ‚national’ nannte. Unsere Ideale waren Heimat, Volk und, soweit wir es verstanden, das Reich.“ http://agso.uni-graz.at/sozio/biografien/h/hager_hubert_biografie.htm (abgerufen: 12. 6. 2012); sternbach, Bozen; widmoser, Südtirol, 162; Innsbrucker Nachrichten Nr. 279 vom 2. 12. 1933, 4 f. und Nr. 119 vom 26. 5. 1934, 5 f.; haGer, Das großdeutsche Jahr; J. fontana, Südtirol, 7 f.; mündliche Angaben seines Sohnes Hansjörg Hager, Bozen (12. 12. 2011); Ludwig Hänsel (1886–1959), Germanist und Philosoph, Mitarbeiter der MSchKP. Der Wiener Gymnasiallehrer kam in beiden Weltkriegen zum Einsatz. Er war Mitglied zahlreicher katholischer Vereine und Organisationen, Vizepräsident der österreichi- schen UNESCO-Kommission sowie Freund und Briefpartner Ludwig Wittgensteins. somavilla/unterKircher/berGer, Ludwig Hänsel, 10 f. Hugo Hantsch OSB (1895–1972), Historiker und Professor an der Universität Wien, Mitar- beiter der SZ. Seit 1913 im Stift Melk, studierte er Theologie und Philosophie in Innsbruck (Promotion zum Dr. phil. 1921). 1930 habilitierte er sich bei Heinrich von Srbik an der 10. ANHANG560
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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