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Cloud-Rap-Klangbild und verzichtet auch immerwieder auf die genredefinierenden
(Sub-)Bass-undDrumsounds.InmanchenStückenwieCrackIgnaz&Wandl–»Ikarus«
(2016) schafft er es zudemsehr gut, denEinfluss seinerVorbilder JDilla,Madliboder
Prefuse73 (vgl.Wagner 2017), die in den 2000er Jahren denBoomBap-Sound des vor-
hergegangenen Jahrzehntsweiterentwickelten,mit der Klangästhetik von Trap-Beats
zu verbinden.Aber auchProduzentenwie FidMella,Shawn theSavageKid (der derzeit
Hauptproduzent vonKeKe ist) oderMelik, die vorherMusik in anderenSubgenres ge-
machthabenundteilweisenoch immermachen,bewegensichmusikalischvonFall zu
Fall imCloud-Rap-Genre.
ErwähntwurdenanfangsauchbereitsDJStickleundRAFCamora.Dieseetablierten
sichgeradeindenletztenJahrenverstärktalsProduzentenmitstarkemTrap-Einschlag.
DJ Stickle arbeitete ab 2016mit YungHurnu.a. für seine »Love Hotel«-EP (2016) so-
wie für sein erstes Soloalbum »1220« (2018) zusammen.Dadurch spielt er, nach sei-
nenerfolgreichen JahrenalsProduzent imGangsta-/Straßen-Rap-Genrenunauch für
Trap/Cloud-RapeinebedeutendeRolle.RAFCamorawiederumentwickelte seine eige-
ne–vorallemvonFrankreichbeeinflusste–VersionvonTrapgepaartmitDancehall,
ReggaeundAfrobeat, das auch als Afrotrapbezeichnetwird.Diese perfektionierte er
aufdemKollaborationsalbum»PalmenausPlastik« (2016),dasergemeinsammitdem
deutschenRapperBonezMCaufgenommenhatunddasseinenWegalseinenderderzeit
erfolgreichstenMusiker imdeutschsprachigenRaumebnete.71
Esgibt aucheineEntwicklung,diederHipHop-Journalist FalkSchacht alsBoom-
Trap bezeichnet (vgl. Schacht 2016). Dabei vermischen sich die beiden Soundwelten
des BoomBap (Samples und akustische Drumsounds) und des Trap (Fokus auf 808-
Kick-Drum, »flirrende«Hi-Hats, Synthesizer, langsames Tempo) zu einer gemeinsa-
menKlangästhetik. Schacht nennt dabei etwa dieBetty FordBoys, eine Zusammenar-
beitderbeidendeutschenProduzentenDexterundSuffDaddymitdemWienerProdu-
zentenBrenkSinatra (vgl. ebd.).GeradeBrenkSinatrabewegt sich soundtechnischzwi-
schendiversenMusikgenresundverbindetElementeausallenanalysiertenSubgenres
vonBoombapüberGangsta-Rapbis Trap.Esfinden sich auch immermehrBeispiele
vonKünstlerInnen,derenSchaffengrundsätzlichzumBoomBap-Genrezuzuordnenist
bzw.die ausdiesemGenrekommen,die sich jedochebenfalls derTrap-Klangästhetik
bedienen.SoverpassteetwaTextademsamplebasiertenSong»Kopfhelikopter«aus ih-
remAlbum»Nichtsdagegen,aber« (2016) ein »trappiges«Klangbild.AuchdieZusam-
menarbeitdesRappers/Sängers JaminmitdemProduzentenFidMellaauf ihremAlbum
»Civic«(2017)verbindetgesampelteSoundsmitTrap-Charakteristika–wobeihierauch
eine starkeNähe zumChopped-&-Screwed-Genre zu erkennen ist. Auf einemweite-
ren gemeinsamen Projekt, der Supergroup SilkMobgemeinsammit demProduzen-
ten LexLugnerunddendeutschenRappernOptiManeundDonvtello,werden ebenfalls
gekonnt Anleihen bei derHipHop-Musik der 1990er Jahre (speziell GruppenwieBone
Thugs-N-HarmonyoderUGK) genommenunddiesemitaktuellenSoundsausdemTrap
undCloud-Rap-Genrevermischt.EinanderesBeispielsindHipHop-Schaffendewiedie
bereits erwähntenT-SeroderShawnTheSavageKid,die inhaltlichdemBoomBap-bzw.
71 AufRAFCamoraundDJ Sticklewerde ich imKapitel zuGangsta-/Straßen-Rap noch genauer zu
sprechenkommen.
Hip Hop aus Österreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Titel
- Hip Hop aus Österreich
- Untertitel
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Autor
- Frederik Dörfler-Trummer
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Abmessungen
- 15.5 x 24.0 cm
- Seiten
- 341
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Österreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. Resümee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329