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4. GlokaleHipHop-Kultur: AnalysederösterreichischenHipHop-Szeneund ihrerMusik 183
Wie von AdamKrims erstmals gezeigt, bildeten sich für bestimmteGenres typische
Rap-Flows aus (vgl. Krims 2000, S. 43-53). Es wurde bereits im geschichtlichen Ab-
schnitt erwähnt,dassdeutscheTrap-ProduzentInnenanfangsdenUmstandkritisier-
ten,dassvielederhiesigenRapperInnenihrenFlownichtdemlangsamerenTempovon
Trap-Beatsanpassten.MoneyBoywar jedochstetseinerderErsten imdeutschsprachi-
gen Raum, der aktuelle Trends aus denUSA für sich und seine Songs aufgriff. Dies
geschah nicht zuletzt in den immerwieder von ihmangefertigten deutschenCover-
versionenamerikanischerSongs,indenenerauchdenRap-Stildes jeweiligenVorbilds
übernahm.Auchbei»TrapHousemachtdieNumbers«hältsichMoneyBoysehrstarkan
denFlowdesOriginals,derdurcheinenFokusaufAchteltriolenbesticht.DasRappenin
Triolenistseitetwa2013imTrap/Cloud-RapweitverbreitetundwurdealsVersace-Flow
oderMigos-Flowbekannt.Obwohl diverseRapperInnen in derVergangenheit bereits
aufTriolenfür ihrenRap-Rhythmussetzten,wurdedieseArtzuRappenerstnachdem
erstenHit der GruppeMigosnamens »Versace« (2013) zu einem richtigen Trend und
festenBestandteilvonTrap/Cloud-Rap.DieserSongunddervomRapperQuavo (einem
MitgliedderGruppe)darinverwendeteRap-StilhattensolcheinenEinflussaufdieArt
undWeise,wie fortan imTrap-Genregerapptwurde,dassdasHipHop-MagazinCom-
plex.com ihnden»most influental rapperof2014«nannte (vgl.Drake2014).Wiemanan
»TrapHousemachtdieNumbers« erkennt, ist dieserRap-Stil auch imJahr2016noch
ebensopopulär. Ichmöchte folgend anhanddesRefrains von »TrapHousemacht die
Numbers«demonstrieren,wiedieserFlowbeschaffen ist:
Die ersten beidenZeilen in den ersten vier Takten entsprechendemMigos-Flow.
DerRhythmus ist sogar fastaufdieNotegenaugleichwiederAnfangdererstenStro-
phevonMigos’Song»Versace«.DasTypischedabeisindnichtnurdietriolischeBasisdes
Rap-Rhythmus,sondernauchdiePausenamAnfangjedeszweitenTaktessowieamEn-
dederTextzeile.AusderVerbindungvondenPausenmitdemschnellen,dem4/4-Takt
gegenläufigenTriolenrhythmuserzeugtdieseArtzuRappeneineSpannungundschafft
damitAufmerksamkeitbeidenHörerInnen.Das langsameTempoderCloud-Rap-und
Trap-Beats eignet sich perfekt für diese Technik, da trotz des imVergleich zumBeat
schnellenRap-RhythmusderText immernochgutverständlichbleibt.DiePausenwer-
denzudem–wiehierbeiMoneyBoy–meistgenutzt,umad-libs (»ey«,»scurr«,»whoo«
etc.) zu platzieren und damit eine zweite Textebene zu schaffen.Diese hebt sich im
Normalfall durch eine soundtechnisch andereGestaltung vomRap-Text ab.Meist ge-
schiehtdiesdurcheinegeringereLautstärke,gepaartmitmehrHallund/oderdelayso-
wieoftmalsderVerwendungeineszusätzlichenEffektswieAuto-Tune,Verzerrungoder
(wie in diesemBeispiel)EQing, sodass die Stimmeähnlichwie aus einemTelefonhö-
rerklingt.Durchdenbei »TrapHousemachtdieNumbers«eingesetztenDelay-Effekt,
bei demdie ad-libs in Sechzehnteltriolenabständen (langsam leiserwerdend)wieder-
holtwerden,wird zudemeineweitere rhythmischeKomponente eingebracht unddie
(nächtlich-düstere)StimmungdesSongsunterstützt.
WiemanamRefrainvon»TrapHousemachtdieNumbers«sieht,wirdnacheinigen
Passagen imTriolenrhythmusaufeinengeradlinigerenFlowgewechselt,derzwischen
Viertel-,Achtel-undSechzehntelbewegungenpendelt.AuchdasÄnderndesFlows in-
nerhalb eines Songs bzw. eines Formabschnitts ist nicht selten im Trap/Cloud-Rap
anzutreffen undwird ebenfalls durch das langsame Tempo der Beats begünstigt. So
Hip Hop aus Österreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Titel
- Hip Hop aus Österreich
- Untertitel
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Autor
- Frederik Dörfler-Trummer
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Abmessungen
- 15.5 x 24.0 cm
- Seiten
- 341
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Österreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. Resümee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329