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4. GlokaleHipHop-Kultur: AnalysederösterreichischenHipHop-Szeneund ihrerMusik 223
unterschiedlichenHipHop-Stilen unter diesemAspekt vereinen konnten, hängt sehr
starkmit der speziellenBeziehungzurdeutschenHipHop-Szene zusammen.Wie et-
waderRapperFlipderGruppeTexta (die zusammenmitdenMitgliedern ihresLabels
TonträgerRecords imMittelpunkt desWandelsweg vomRappen in Schriftdeutsch hin
zumMundart-Rap standen)meint, gab esMitteder 2000er Jahre einebewussteHin-
wendungzumeigenenDialekt undzurheimischenSzene–unddamit einhergehend
eineklareAbwendungbzw.AbgrenzungvonderdeutschenHipHop-Szene:
DawarderFokuseheraufeinenselbstgerichtet.Scheißdrauf,wasdieDeutschenma-
chen,wirmachen jetzt einmalunsren»österreichischenScheiß«.Aus.Undwenndas
irgendwernichtversteht»daoben«,dannverstehteresebennicht. Istkomplettegal.
Dafür schauenwir,was inÖsterreichgeht, obda jetzt vielleichtmehrpassiert,wenn
esaufeinmal imDialekt ist.BiszumheutigenTagmerktmanschon,dassesdannoft
Leuteanspricht,dieHipHopvorhernichtangesprochenhat. (InterviewKroll 2013, TC
42:21)
Erste HipHop-Stücke imDialekt wurden bereits in den 1990er Jahren veröffentlicht
(z.B. Schönheitsfehler–»Putz di«, 1995, oder »A guata Tag«, 1996,Texta–»Sprachbar-
rieren«, 1999), stellten aber die großeAusnahmedar.Einzig dieGruppe FünfhausPos-
se rappte anfangs konsequent imWienerDialekt,wechselte nach ihremDebütalbum,
»Aufpudeln« (1997), jedochwieder insHochdeutsche,dasie lautStefanTrischlerdurch
denDialekt insComedy-Eckgestelltwurden: »Mundartwar langegarkeinThema.Bis
aufwenigeAusnahmen,wiedieFünfhaus-Posse.Die rapptenaufWienerisch,wurden
aberalsComedy-EAV-Dingwahrgenommen.DerDialektgaltdannfür ihreBegriffeals
zuproletoid.Deswegenwechselten sie nach ihremDebüt insHochdeutsche.« (Stefan
TrischlerzitiertnachKiebl2016c)
IneineähnlicheKerbeschlugetwazurgleichenZeitderWienerRapperA.gehWirk-
lich?mitseiner1995bis2000bestehendenGruppe IllianzofLykx (gemeinsammitFunky
Cottletiund Steezwie gehts), die ebenfalls bereits DemoCDsmit Dialekt-Rap-Stücken
produziert,abernieeinenoffiziellenTonträgerveröffentlichthatten (vgl.Funke2002).
A.gehWirklich? nennt in einem Interview von 2004 die Fünfhaus Posse, nebenDanzer
undAmbros,alsseineVorbilder(vgl.A.gehWirklich?zitiertnachGrossebner2004,S. 33).
Sodauerte es bis 2002,dassA.gehWirklich? (mittlerweile als Solo-Artist)mit dem (im
WienerDialektvorgetragenen)Song»Wirklich?«einenerstenAchtungserfolgerringen
konnteundesdamitindiePlaylistdesRadiosendersFM4sowieaufdensiebtenTeilder
»FM4Soundselection«-compilation schaffte (vgl.Funke2002).DerRapperzählt spätes-
tensseit seinemDebütalbum»DaDoppla«von2004zudenFixgrößenderösterreichi-
schenHipHop-SzeneundspezielldesMundart-Rap-Genres.Auchwennergemeinsam
miteinigenKollegenseinesKollektivs,derRooftopClique, seitBeginnder2000er Jahre
weiterdaranarbeitete,Rap imWienerDialektundmitvielWienerSchmähsalonfähig
zumachen,wurdedieGrundlage fürMundart-RapalsSubgenrevonanderengelegt.
Wiebereits imGeschichtskapitel angemerkt,wird als eineArt Startschuss fürdie
Etablierung und Verbreitung vonMundart-Rap in Österreich von unterschiedlichen
SeitendasStück»DreckigeRapz«derLinzerGruppeRückgrat (bestehendausdemPro-
duzentenMegga, demDJ Twangund demRapperMarkee, aktuell Kroko Jack) von ih-
rer zweiten EP »Auf der Flucht« (2002) genannt (vgl. Kiebl 2016c; Reitsamer 2018a,
Hip Hop aus Österreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Titel
- Hip Hop aus Österreich
- Untertitel
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Autor
- Frederik Dörfler-Trummer
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Abmessungen
- 15.5 x 24.0 cm
- Seiten
- 341
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Österreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. Resümee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329