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240 HipHopausÖsterreich
NebendiesendieMusik bestimmendenElementenfinden sich einige Instrumen-
te undSounds, die zwar keinneues Tonmaterial liefern, aber denSong interessanter
undabwechslungsreichergestalten.Siedienenetwadazu,Übergängezuunterstützen
(bspw. ein riser vor jedemChorus), Atmosphäre zu schaffen (bspw. der alsmale choir
bezeichneteSynthesizer,dereinkurzes»Ah«aufdemTon f spieltundallezweiTakte,
aufderzweitenViertel erklingt) oderumetwasAbwechslung indieVerseszubringen
bzw.diese»auszufüllen« (bspw.inderzweitenHälftevonVerse1spielenStreichereine
simpleMelodie imHintergrund).
AuchderChorusbietetkaumneuesmusikalischesMaterial.Erhebtsichnurdurch
einen etwas anders geartetenBeat (auf den ich noch zu sprechen komme) sowiewe-
nige zusätzliche Instrumente von denVerses ab. ImChorus erklingt auf die Eins je-
des viertenTaktes einkurzer »Orchester-Stab«.Zusätzlich spielt einBass-Synthesizer
(mitkleinenVerzierungen)dieGrundtöneder (demSongzugrundeliegenden)Akkorde
FminundC#maj.DazubringteinChoir-SynthesizerdurchdieTöne f (imOktavabstand
zumvomBass gespieltenGrundton f ) und g (kleine Sext zumBass gespielten c#) et-
was zusätzlicheSpannung indenChorus.Außerdem läuft dasHauptthema (etwas in
denHintergrundgerückt)weiter,nurwirdes imChorusvoneinemKlavieranstattvon
einemCembalogespielt.
Die grundlegende Harmonik und das melodische Hauptthema sind – wie bei
HipHop-Stücken oftmals der Fall – sehr reduziert und einfach gehalten und ziehen
sich inständigerWiederholungdurchdasgesamteLied.Dochbemerkenswert ist,wie
dieses geringe tonaleMaterial imLaufe des Songs verarbeitet und rhythmisch sowie
soundtechnisch immerwiedermodifiziertwird.
SoundtechnischeGestaltung
AmBeispielderHauptmelodie lässt sichderkreativeUmgangmitdemmusikalischen
Material ambestendemonstrieren:DieMelodiewird in den ersten sechs Takten von
Verse 1 vom (imIntro vorgestellten)Cembalogespielt.Die folgendenzweiTakte (Takt
7 und 8) stellen ein kurzes Break dar, bei demnicht nur der Beat aussetzt, sondern
dieMelodie vonStreichernübernommenwird.ZugleichwirddieMelodie im siebten
Takt des Verse 1 (Takt 15) rhythmischmithilfe eines Stutter-Effektsmodifiziert.154 In
denrestlichenachtTaktendesVerse1 (bzw.sieben,dadieMelodiewährenddes letzten
TaktesdesVerse 1aussetzt) spielenCembaloundStreichergemeinsamdieMelodie.
ImChoruswirddasThema,wiebereitserwähnt,miteinemKlaviersoundverwirk-
licht sowiemithilfevonVorschlägenbzw.kleinenPhrasenetwasverziert.
InVerse 2wird der erste TonderMelodie von (etwas links imStereobild positio-
nierten) Streichern gespielt, die nächsten vier Noten von einemneuen (leicht rechts
im Stereobild positionierten) Synthesizer. ImAnschluss werdenwieder abwechselnd
154 BeimStutter-EffektwerdeneinzelneTöne in sehr kurzen rhythmischen Intervallen (sechzehntel
bishundertachtundzwanzigstel)wiederholtwiedergegeben–deshalb ist dieBezeichnungauch
andasmenschlicheStotternangelehnt.BeidiesemBeispiel istdergenaueNotenwertnicht fest-
zumachen,dasichderEffekt rhythmisch imständigenWechselbefindetbzw.vorallemamEnde
die zeitlichenAbständedeutlichgrößerwerden.DamitwirdderEindruckdes »Verlangsamens«
erweckt, der amEndenochdurch einenTape stop/Slowdown-Effekt verstärktwird.Dieser Effekt
entstehtetwa,wenneinPlattenspieler relativabruptabgestopptwird.
Hip Hop aus Österreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Titel
- Hip Hop aus Österreich
- Untertitel
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Autor
- Frederik Dörfler-Trummer
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Abmessungen
- 15.5 x 24.0 cm
- Seiten
- 341
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Österreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. Resümee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329