Seite - 177 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Bild der Seite - 177 -
Text der Seite - 177 -
2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede
177
Die verheerende Wirkung des zunehmenden Protektionswesens für die Ins-
titutionen lag auf der Hand und wurde bereits eingehend geschildert.288 Sie lag
bekanntlich in den Auswahlkriterien nach politischen Beziehungen. Die neue par-
tei- und nationalpolitische Protektion war an die Seite der Familienbeziehungen
getreten.
Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform
Nach außen hin wurde die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Rängen deut-
lich durch die Verschiedenheit der Beamtenuniformen demonstriert, die man
zu Beginn des 19. Jahrhunderts durchszusetzen versuchte und im Neoabsolutis-
mus (1849), neu gestaltet und verpflichtend, eingeführt wurde.289 Ab dieser Zeit
wurde den Uniformen als Symbol des Staates hohe Priorität beigemessen. Die
Uniformen für Beamte wurden nach vier Kategorien getragen, die erste wurde
Ministerpräsident und Minister, die letzte den Dienern zugeordnet. Alle waren
aus grünem Tuch, Kragen und Aufschlag aus Samt gefertigt. Die Rangdistink-
tionen wurden an den Krägen und Ärmelaufschlägen, die Zugehörigkeit zum
jeweiligen Ministerium an den Farben der Aufschläge sichtbar gemacht: Hoch-
rot wurde vom Ministerpräsidenten und den Ministern, Dunkelgrün von den
Beamten der Kabinettskanzlei, Karminrot von denen des Außenministeriums,
Pompadour von denen des Innenministeriums getragen, Veilchenblau war dem
Justizministerium, Lichtgrün dem Finanzministerium, Lichtblau dem Kriegsmi-
nisterium, Kornblumenblau dem Unterrichtsministerium zugeordnet, Orange-
gelb wurde von den Beamten des Handelsministeriums, Dunkelblau von denen
des Ministeriums für Landeskultur und Schwefelgelb wurde von den Beamten
Innenpolitik im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts (phil. Diss., Universität Graz 1964); siehe
auch Kapitel „Selbstinszenierungen“.
288 Siehe Kapitel „Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus“.
289 Uniformierungsvorschrift vom 24. August 1849, RGBL. Nr. 377/1849, zum Folgenden WAL-
TRAUD HEINDL, Bildbeschreibung. In: Das Zeitalter Franz Josephs. Von der Revolution zur
Gründerzeit. Niederösterreichische Landesausstellung, 1. Teil: Von der Revolution zur Gründer-
zeit, Katalog, Schloss Grafenegg, 19. Mai–28. Oktober 1984, S. 209; auch UNIFORM UND
MODE AM KAISERHOF. Hofkleider und Ornate, Hofuniformen und Livreen aus dem Mon-
turdepot des Kunsthistorischen Museums Wien. Katalog der Ausstellung in Schloss Halbturn
20. Mai bis 26. Oktober 1983, hg. von Herbert Haupt und Georg Kugler (Eisenstadt 1983); auch
GEORG KUGLER und HERBERT HAUPT, Des Kaisers Rock. Uniform und Mode am ös-
terreichischen Kaiserhof. Katalog. Ausstellung in Schloss Halbturn 10. Mai–26. Oktober 1989
(Eisenstadt o. D. [1989]); siehe S. 179.
Josephinische Mandarine
Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Josephinische Mandarine
- Untertitel
- Bürokratie und Beamte in Österreich
- Autor
- Waltraud Heindl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78950-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 336
- Schlagwörter
- Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
- II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
- III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
- 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
- 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
- 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
- 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
- 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
- IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
- 1. Wandel der politischen Strukturen 85
- 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
- 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
- 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
- 5. Nationale Illustrationen 106
- 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
- 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
- 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
- 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
- 10. Generationenkonflikte um 1900 160
- V. Das soziale Umfeld 165
- VI. Inszenierungen 235
- VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
- VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277