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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 277 -
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277 VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes „So oft man in der Fremde an dieses Land dachte, schwebte vor den Augen die Erinnerung an die weißen, breiten, wohlhabenden Straßen aus der Zeit der Fußmärsche und Extraposten, die es nach allen Richtungen wie Flüsse der Ordnung, wie Bänder aus hellem Soldatenzwillich durchzogen und die Länder mit dem papierweißen Arm der Verwaltung umschlangen.“ (Robert Musil) Niemand beschrieb eindrucksvoller und poetischer als Robert Musil zu Beginn des Kakanienkapitels im „Mann ohne Eigenschaften“ den Eindruck, den Ver- waltung und Bürokratie der franzisko-josephinischen Epoche bei aufmerksamen Zeitgenossen erweckte:601 Die Verwaltung und ihre Bürokratie „umschlangen“ die österreichische Reichshälfte, das heißt: Sie waren es, die (für Musil) das Reich zusammenhielten. Musil bestätigt damit die Feststellung, die von einer ganz an- deren Disziplin, nämlich vom Verwaltungsjuristen Karl Brockhausen ausgespro- chen wurde, der meinte, die Verwaltung hielte Österreich zusammen, während es das Staatsrecht zerreiße.602 Die Funktionsträger der Verwaltung hatten die Aufgabe, kraft ihres Amtes die Gesetze, die Verordnungen, Erlässe, Amtsverfü- gungen, Regeln, Normen etc. durchzuführen, die seit Jahrhunderten entwickelt wurden und für Ordnung und Zusammenhalt sorgen sollten. Seit den absolutis- tischen, genauer seit den maria-theresianischen und josephinischen Zeiten wa- ren diese äußerst ausführlich, klar und deutlich ausgefeilt. Lesen wir die Hand- und Gesetzesbücher, so haben wir den Eindruck, dass manchmal des Guten zu viel getan wurde, aber gerade die absolutistische Regierungsform verlangte nach dem Anschein der Gesetzmäßigkeit und Rechtsstaatlichkeit. Absolutismus und Rechtsstaat schließen einander nicht notwendigerweise aus.603 Blicken wir in das zehnbändige (inklusive Ergänzungs- und Indexbände) Werk von Mayrhofer- Pace, „Handbuch des politischen Verwaltungsdienstes für die im Reichsrathe 601 MUSIL, Der Mann ohne Eigenschaften, S. 32. 602 Es war das Motto der Schrift KARL BROCKHAUSENs, Österreichische Verwaltungsreformen, zit. von GOLDINGER, Die Zentralverwaltung in Cisleithanien, S. 111. 603 HANS-JOACHIM TORKE, Das russische Beamtentum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun- derts (= Forschungen zur osteuropäischen Geschichte 13 /1, Berlin 1967), S. 20.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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