Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 180 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 180 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Bild der Seite - 180 -

Bild der Seite - 180 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text der Seite - 180 -

V. Das soziale Umfeld 180 diese auszusehen habe und wann sie zu tragen sei, jedenfalls zum Empfang beim Kaiser, für den auch der militärische Gruß vorgeschrieben war, sowie bei jeder dienstlichen Vorstellung des Beamten.293 Dieses mit der Uniform verbundene Ze- remoniell wurde sehr ernst genommen. Friedrich Kleinwaechter schilderte seine große Verlegenheit, da er keine Uniform besaß, als er – Beamter bei der Finanz- prokuratur in Czernowitz – von seiner Versetzung in das Finanzministerium und von seiner Vorstellung innerhalb weniger Tagen erfuhr. Ein Uniformschneider in Wien war für solche Fälle vorbereitet und erledigte das schnelle Schneidern ei- ner Uniform „samt allem, was dazugehörte, wie Säbel, Mantel, Paradehut, weiße Handschuhe“. Bei seiner Vorstellung fand er zwölf weitere „ähnlich kostümierte“ Kollegen aus allen Kronländern vor.294 Das Tragen der Uniform stellte eine ge- wisse Gleichheit innerhalb der Beamten her, vorausgesetzt, sie waren gleich im Rang. Von den anderen, den höheren und niederen Rängen dagegen, setzten sie sich durch die Uniform deutlich ab. Umgangsformen im Amt Bei Dienstantritt dürfte es fast überall üblich gewesen sein (zumindest entsprach es der strengen Etikette), die Beamten in Begleitung des Amtschefs oder eines älteren Kollegen von Kanzlei zu Kanzlei vorzustellen.295 Ein junger „Konzeptsbeamter“ trat gemäß der bürokratischen Hierarchie – außer bei der Vorstellung – mit sei- nem zuständigen Sektionschef kaum jemals mehr in unmittelbaren Kontakt.296 In der Provinz wurden die Neuankömmlinge abends im Beamtenkasino (so es eines gab) bei den anderen Beamten der Behörden eingeführt und mit den anwesenden Damen bekannt gemacht. Hier im Kasino war jener Ort, an dem die strenge Tren- nung in ein Amtsleben und ein privates Milieu aufgeweicht werden sollte. Dem war allerdings in der Realität nicht immer so, denn die Hierarchie spielte auch im Kasino eine beträchtliche Rolle. Über die Beamtenkasinos in Bosnien besit- zen wir den anschaulichen Bericht eines tschechischen Beamten, der in Bosnien Dienst tat: „Der Zweck der Beamtenkasinos war es, aus der Beamtenschaft in je- dem Bezirk eine Einheit und ein von der einheimischen Bevölkerung völlig abge- sondertes, selbständiges Ganzes zu machen. Mitglieder der Beamtenkasinos waren 293 MA�RHOFER-PACE, Handbuch I, S. 270 f. 294 KLEINWAECHTER, Der fröhliche Präsidialist, S. 14 und 21. 295 Zum Beispiel EHRHART, Im Dienste, S. 130; KLEINWAECHTER, Der fröhliche Präsidialist, S. 29. 296 KLEINWAECHTER, Der fröhliche Präsidialist, S. 56.
zurück zum  Buch Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine