Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 41 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 41 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Bild der Seite - 41 -

Bild der Seite - 41 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Text der Seite - 41 -

Die »Vielen«, die einmal wegschauen und einmal mitmachen, die »Vielen«, die von sich behaupten, unpolitisch zu sein, und dabei verkennen, welche Reichweite ihr alltĂ€gliches Handeln hat und welche Konsequenzen dieses in Summe nach sich zu ziehen vermag  – sie sind die Protagonisten der Jelinek’schen Prosa- und Dramentexte. Insofern leistet die Autorin seit Jahren einen wichtigen Beitrag zum differenzierten VerstĂ€ndnis historischer Ereignisse und deren Verankerung im in- dividuellen wie auch kollektiven GedĂ€chtnis. Nur eines gesteht die Autorin mit dem »bösen Blick«162 ihren Figuren  – im Gegensatz zu neueren wissenschaftlichen Publikationen (etwa Michael Manns »Fascists«)  – nicht zu : Entwicklungs- und VerĂ€nderungspotential. Die Jelinek’schen Hauptfiguren rennen stets ins vorher- sehbare Verderben oder verharren, allen Emanzipationsbestrebungen zum Trotz, in ihren von AbhĂ€ngigkeiten geprĂ€gten Schicksalen. Warum das so ist und was die Autorin mit ihrem nicht-psychologisierenden, unempathischen FigurenverstĂ€nd- nis erreichen will, wird im Rahmen der poetologischen EinfĂŒhrung eingehend erlĂ€utert und in der Empirie an praktischen Beispielen demonstriert werden. Dass die Systematik der »schweigenden Mehrheit« unter gewissen Voraus- setzungen ĂŒber Jahre hinweg und grĂ¶ĂŸtmöglichen menschlichen Einbußen zum Trotz funktioniert, hat das nationalsozialistische Regime auf denkbar tragischste Weise gezeigt. Nur auf Basis der stillen Akzeptanz der »Vielen« konnte der deutsch-österreichische Faschismus funktionieren, bis er unter der Übermacht seiner Ă€ußeren Feinde im Mai 1945 schließlich zusammenbrach.163 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes »In der Tat verblĂŒfft es immer wieder, wie prĂ€zise Jelinek sich in beinahe jedem ihrer Werke sowohl auf die Thesen als auch auf einzelne Formulierungen von Roland Barthes bezieht und welche Dimensionen fĂŒr das poetische Verfahren sie dem Text von Barthes abzugewinnen vermocht hat.«164 In Hinblick auf den sensiblen Mythosbegriff muss zunĂ€chst festgestellt werden, dass keine einheitliche Definition möglich ist, denn »endgĂŒltig faßbar, eindeu- tig interpretierbar, exakt definierbar ist der Mythos nicht«165. Nur AnnĂ€herun- 162 Burger, Der böse Blick der Elfriede Jelinek, S.  17. 163 Vgl. Bajohr, Meister der Zerstörung, S.  687. 164 Janz, Elfriede Jelinek, S.  9  f. 165 Szczepaniak, Dekonstruktion des Mythos, S.  13. 41 Diskussion der zentralen Begriffe  |
zurĂŒck zum  Buch Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung"
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : AnnĂ€herung an eine »synthetische KĂŒnstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂŒhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks Àsthetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur IntertextualitÀt 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂŒmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 InterdisziplinÀre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 PrimÀrliteratur 300
      2. 6.1.2 SekundÀr- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-BeitrÀge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek