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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 143 -
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gestellt werden, schreibt Jelinek in der Regieanweisung  – wiederum ein Hinweis auf die demonstrative KĂŒnstlichkeit. Maresa Hörbiger war zudem 1941 noch nicht geboren, sondern kam erst im JĂ€nner 1945 zur Welt. Die Ă€lteste Tochter, Mitzi, tritt vor allem im zweiten Teil des StĂŒcks in Er- scheinung, als ihre sexuelle Unschuld als potentieller Preis fĂŒr die Falschaussage des Burg theaterzwergs vor den Russen ins Spiel gebracht wird. Mitzi strĂ€ubt sich zunĂ€chst gegen die Avancen des Zwergs, weil er ihrem Empfinden nach »unbeschreiblich hĂ€ĂŸlich und zudem sehr klein«204 sei. An einen »Krippel, der woas ausgerottet ghert«205, wolle man sie verschachern, schimpft sie, wodurch deutlich wird, dass sie die rassistische NS-Idiomatik komplett internalisiert hat. Als aber der Zwerg, von dem Gehabe der Familie abgestoßen, beschließt, den Handel sausen zu lassen, will ihn Mitzi schließlich doch mit allen Mitteln zum Bleiben bewegen und bedrĂ€ngt ihn, vergewaltigt ihn nahezu. Auch die Figur Mitzi verkörpert demnach einen bestechlichen und gewalt- bereiten Charakter, der stets auf den eigenen Vorteil bedacht ist und sich den gegebenen politischen VerhĂ€ltnissen gewissenlos anpasst. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos »  ich kritisiere eine Sprache, die in ihrer Pervertierung die faschistische Kulturindustrie und eine nicht erfolgte Entnazifizierung in diesem Unterhaltungsindustriebereich ermöglicht hat.«206 Die Figuren des StĂŒcks konversieren in einer von der Autorin konstruier- ten Kunstsprache miteinander, einer Mixtur aus gesprochenem Wienerisch und hochtrabendem »Pseudo-Burg theaterisch«207. Beides erscheint angelernt und unnatĂŒrlich, sowohl Dialekt als auch Hochsprache. Dazwischen tauchen meist unvermittelt noch andere Dialekte und phonetische Manierismen auf, die Kerschbaumer als »gesprochenen Alltag«208 der deutsch-österreichischen Film- und BĂŒhnenszene (zu ergĂ€nzen wĂ€re : der 1950er Jahre) erkennt  – echte und vorgetĂ€uschte Akzente Ă  la Heesters und Röck, echte und vorgetĂ€uschte 204 BT, S.  176. 205 BT, S.  177. 206 Jelinek, zitiert nach : Winter, GesprĂ€ch mit Elfriede Jelinek, S.  13. 207 Kerschbaumer, PortrĂ€t einer Dichterin, S.  150. 208 Ebd. 143 »Burg theater«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : AnnĂ€herung an eine »synthetische KĂŒnstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂŒhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks Àsthetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur IntertextualitÀt 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂŒmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 InterdisziplinÀre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 PrimÀrliteratur 300
      2. 6.1.2 SekundÀr- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-BeitrÀge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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