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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 186 -
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Pathologen«451 bereits seit längerem tot gewesen sein müssen, zum Teil bereits sehr lange Zeit, bevor die Mure sie verschüttet habe. Aber : »Nana, man sollte nichts derart Unüberlegtes sagen !«452 Der Prozess des sprachlichen Überlagerns und Überschüttens, in dem ein Satz vom nächsten gejagt und verdrängt wird, widerspiegelt  – soviel sei der In- terpretation vorweggenommen  – das große Thema des Romans : Verdrängung.453 Exemplarisch für ein Land, das über Jahre hinweg die präzedenzlosen NS-Men- schenvernichtungsprogramme mitgetragen und sich hernach selbst zum Opfer erklärt hat, wird der Ort des Schauspiels im Finale des Buchs von der Vergan- genheit eingeholt und selbst vernichtet. 3.2.3 Referenzen und Intertexte »Jelinek referiert nicht auf einen Hypotext oder mehrere, die miteinander kompatibel wären, sondern auf viele disparate Hypotexte …«454 Das Opus Magnum Jelineks, einer Meisterin des intertextuellen Schreibens, weist erwartungsgemäß eine reiche Fülle an Andeutungen und Bezugnahmen auf andere Texte auf. Neben »vagen literarischen Verwandschaften« zu Friede- rike Mayröcker oder Ingeborg Bachmann können auch konkrete Hinweise und Bezugnahmen auf Autoren der so genannten »Antifaschistische[n] Literatur der Nachkriegszeit«455 ausgemacht werden : beispielsweise auf Thomas Bern- hard (»Die Billigesser nehmen eine lange Wanderung auf sich, um ihre Genuß- scheine vorzeigen zu können…«456), Ilse Aichinger (»Jetzt werden Sie Zeuge, wie unten, beim Kai, am Donaukanal, der Transporter mit Ilses Großmutter … um die Kurve biegt und verschwindet…«457) oder Gerhard Fritsch (»… unseren Opfern wird so eine Art Aussehen verliehen, dazu ein Faschingsorden, breites Lachen dröhnt durch die Täler, wenn die Gilde über Politiker Witze reißt und sich damit selbst mitsamt diesem Unkraut zusammentritt.«458). Auch Fritsch kritisierte die verlogene Sprachverwendung, mit der Österreichs Opferthese in der Nachkriegszeit etabliert wurde : 451 KDT, S.  666. 452 KDT, S.  666. 453 Vgl. Mayer/Koberg, Ein Porträt, S.  202. 454 Pontzen, Pietätlose Rezeption, S.  53  f. 455 Scheidl, Ein Land auf dem rechten Weg, S.  153. 456 KDT, S.  218. 457 KDT, S.  397. 458 KDT, S.  469. 186 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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