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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
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keinen künstler…, sondern einen naturwissenschafter… das ist sehr angenehm. einen münchner, daher teil ich jetzt meine zeit zwischen wien und münchen, ist ja nicht weit.«292 Kinder haben die beiden keine. Elfriede möchte keine ; offiziell, weil sie nicht wolle, dass ein unschuldiges Wesen ihre Neurosen ausbaden müs- se.293 Die Beziehung mit Gottfried Hüngsberg sei »keine normale Ehe«294, ihr Mann sei ebenso ein Einzelgänger wie sie.295 In demselben Jahr, in dem Elfriede heiratet, geht sie außerdem noch eine weitere Verbindung ein : Sie tritt (aus marxistischer Überzeugung) der Kommunistischen Partei bei, wird diese aber 1991 im Streit wieder verlassen. 1975 erscheint der Roman, der Elfriede zum »literarischen Durchbruch«296 verhilft : »Die Liebhaberinnen«. Ihr erstes Theaterstück, »Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte«, 1977 erschienen, wird 1979 in Graz uraufge- führt, weitere Theatertexte folgen, die meisten werden jedoch zunächst vor allem an deutschen Bühnen gezeigt. 1980 erscheint der Roman »Die Ausgesperrten«, dem eine aufsehenerregende Familientragödie aus dem Wien der 1950er Jahre zugrunde liegt. Das Buch wird von Franz Novotny verfilmt. 1983 schließlich kommt »Die Klavierspielerin« heraus, jener Roman, in wel- chem Elfriede unverhohlen autobiografisch mit der überpräsenten, autoritären Mutter abrechnet. Der Vater wird in diesem Buch nur an einer einzigen Stelle erwähnt.297 Die Erinnerung an den Vater wird erst viel später, dafür aber mit »umso größerer Intensität«298 wiederkehren : Gegen Ende der 1990er Jahre wird Elfriede beginnen, sich mit dem fehlenden Vater in ihren Texten zu konfron- tieren, etwa im »Sportstück (1998), in dem eine Figur namens ELFI ELEKTRA ihren toten Vater beklagt. Das Stück kulminiert in der Anrufung des Vaters durch die Figur der AUTORIN, die sich laut Regieanweisung von ELFI ELEKTRA »vertreten lassen«299 kann  – ein Monolog, der von Wut, Trauer und Schuldge- fühlen getragen ist : 292 Jelinek, zitiert nach : Ebd., S.  75. 293 Vgl. Die Zeit, Nr.  3, 2006, S.  60. Außerdem : Müller, Ich bin die Liebesmüllabfuhr, S.  28. 294 profil, Nr.  49, 2004, S.  136. 295 Gottfried Hüngsberg, der jede Öffentlichkeit meidet, zeichnet für die Gestaltung von Elfriede Jelineks Homepage verantwortlich, die laufend aktualisiert wird : http://www.elfriedejelinek. com. 296 Janz, Elfriede Jelinek, S.  21. 297 Gleich zu Beginn wird darauf verwiesen, dass der Vater nicht (mehr) da ist : »Nach vielen harten Ehejahren erst kam Erika damals auf die Welt. Sofort gab der Vater den Stab an seine Tochter weiter und trat ab.«Jelinek, Die Klavierspielerin, S.  7. 298 Vgl. Die Zeit, Nr.  3, 12. 1. 2006, S.  60. 299 Jelinek, Sportstück, S.  184. 61 Elfriede Jelinek : Annäherung  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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