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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
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Seiten der Schriftsteller-Vereinigungen, blieben aber aus.526 Jelinek selbst zeigte sich von der Aktion tief getroffen. In einem Kommentar nannte sie diese Stra- tegie der FPÖ eine »schleichende Faschisierung der Öffentlichkeit in Öster- reich«.527 In der Heine-Preisrede 2002 ergĂ€nzte sie, dass die selbsternannten »SaubermĂ€nner« der extremen Rechten, denen nichts lieber sei als die Wörter »Ordnung« und »Sauberkeit«, immer Ordnung machen wollen, indem sie an- dere fertigmachen, aber : »Es kann im Schreiben keine Ordnung sein, deshalb werden die Schreibenden von den SaubermĂ€nnern auch so gehaßt.«528. Man sieht, dass das literarische Schaffen und die politische Agitation Jelineks  – entgegen anders lautenden Behauptungen  – nicht voneinander zu trennen sind.529 In der bereits zitierten Heine-Preisrede prophezeite Jelinek die Wiederkehr des Faschismus : Die Freiheitliche Partei und die schlagenden Burschenschaften seien »GeschichtslĂŒgner und -leugner«530. Der Volkssturm bleibe zwar noch ein wenig aus, aber : »Wir warten derzeit 
 auf ihn.«531 Auch vor großem Publikum scheute sich Jelinek nicht davor, deutliche Worte ĂŒber die Haider-Partei zu finden : Die FPÖ »kotzt uns ihre antisemitischen und menschenfeindlichen SprĂŒche vor die FĂŒĂŸe«532, Ă€rgerte sie sich nach der schwarz-blauen Regierungsbildung bei einer Kundgebung auf dem Wiener Stephansplatz im Jahr 2000. Und : Sie habe allmĂ€hlich keine Lust mehr, dauernd mit einem Fetzen »hinter ihnen herzurennen«533. Mit dem Theatermonolog »Das Lebewohl«534 verabschiedete sie Jörg Haider satirisch aus der Bundespolitik  – ein vorlĂ€ufiger Höhepunkt der jahrelangen Auseinandersetzungen. Haider zog sich als Landeshauptmann offiziell nach KĂ€rnten zurĂŒck, ĂŒbte als »einfaches Parteimitglied« (vielbemĂŒhte Eigendefini- tion Haiders) aber weiterhin großen Einfluss auf die Entscheidungen der Bun- des-FPÖ aus, bis es bei einer Delegiertenversammlung in Knittelfeld 2005 zur Spaltung der Partei kam. 526 Vgl. Janke, Die Nestbeschmutzerin, S.  88. 527 Vgl. Scheidl, Ein Land auf dem rechten Weg, S.  215. Jelineks Kommentar ist abgedruckt in : profil, Nr.  34, 1998, S.  81. 528 Jelinek, Ein deutsches MĂ€rchen, unpaginiert. 529 Vgl. Kapitel  1.1 sowie 1.2 dieser Studie. 530 Jelinek, Ein deutsches MĂ€rchen, unpaginiert. 531 Ebd. Vgl. auch das Wortspiel in demselben Text : »Volk  – Volkstum  – Volkstrumm«. 532 Jelinek, Rotz, abgedruckt in : Janke, Nestbeschmutzerin, S.  154. 533 Ebd. 534 Vgl. Kapitel  3.3 dieser Studie. 95 Poetologische EinfĂŒhrung  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : AnnĂ€herung an eine »synthetische KĂŒnstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂŒhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks Àsthetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur IntertextualitÀt 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂŒmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 InterdisziplinÀre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 PrimÀrliteratur 300
      2. 6.1.2 SekundÀr- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-BeitrÀge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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