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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 133 -
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eine Trennung von Beruf und Privatleben für Schauspieler nicht möglich wäre, da die Identifikation mit den jeweiligen Rollen im Vordergrund stünde.149 Auch bei der Betrachtung der Figur Istvan wurde bereits auf diese Selbst-, aber auch Fremdcharakterisierung aufmerksam gemacht, die zugleich als Rechtfertigung für viele Schauspieler diente, im Deutschen Reich tendenziöse Film- und The- aterrollen anzunehmen. Die Figur Käthe definiert sich geradezu über diesen Mythos. Käthe elegisch : …Rollen…Rollen…stets muß ich aus Aigenem gestalten ! Menschen formen ! In naiche Menschenkinder einischliaffen ! Nie ist die Mimin sie selbst.150 Käthe behauptet also von sich selbst, sich ganz und gar der Kunst verschrie- ben zu haben und daher (ähnlich wie Istvan) völlig unpolitisch zu sein, denn womit »ließen sich ›Unschuld‹ und ›Opfer‹ besser behaupten als mittels eines ahistorischen, überzeitlichen und ›übergesellschaftlichen‹ Kunstbegriffs ?«151. Käthe möchte aber nicht bloß Schauspielerin sein  – nein, im Mittelpunkt ihres Begehrens steht ganz konkret das Wiener Burg theater, als Inbegriff der öster- reichischen Hochkultur : Käthe : … Burg theater ! Du Stätte der Weihe am Ring ! Du Ort der Verwandlung ! Zauberland der Kindheit ! Erstes glühendes Regen am vierten Rang ! Das rotbackige Anstellen um Stehplätze ! Erstes Erspüren, was Kunst sein kann, sein soll ! (…)152 Diese und ähnliche Aussagen werden jedoch als reine Lippenbekenntnisse des- truiert, denn durch die sprachliche Labilität ihrer Figur disqualifiziert Jelinek in einem fort die Qualität von Käthes Schauspiel. Auch als sie ihr die folgenden Worte in den Mund legt, wird deutlich, dass sie Käthe als einfachen Charakter, nicht als große Künstlerin, darstellen will : Käthe : Am liabsten spü i a Grafentöchterl aus der Provinz ! Des paßt am besten zu mein großflächigen Gsichterl, wos oba schwer zum belaichten is.153 Entgegen ihrer eigenen Einschätzung, eine Dienerin der Kunst und daher unpo- litisch zu sein, glaubt Käthe jedoch an Hierarchien und lebt sie auch : indem sie 149 Vgl. Hochholdinger-Reiterer, Amok, S.  53. 150 BT, S.  141. 151 Hochholdinger-Reiterer, Amok, S.  57. 152 BT, S.  142. 153 BT, S.  140. 133 »Burg theater«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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