Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 135 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 135 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Bild der Seite - 135 -

Bild der Seite - 135 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Text der Seite - 135 -

Auch Walter Reisch, der 1934 gemeinsam mit Willi Forst das Drehbuch für jenen Film verfasst hatte, mit dem Paula Wesselys Schauspielkarriere in Gang gesetzt wurde, »Maskerade«, brachte in den 1970er Jahren eine bemerkenswerte Wessely-Huldigung dar, die  – sofern der Prätext bekannt ist  – unverkennbar in Jelineks »Burg theater«-Text aufgenommen und (nur leicht) verfremdet wurde, um ihre vermeintliche »Unschuld« zu durchbrechen.162163164 Prätext (Reisch) »Die Paula war ja noch nie eine große Schauspielerin, die Paula war eine ele- mentare Erscheinung, so wie ich es sehe  – ein Orkan, der über die Erde gerast ist. Wäre die Paula Malerin geworden, wäre sie eine große Malerin gewesen. Wäre sie eine Bildhauerin geworden, wäre sie die beste Bildhauerin geworden, die im Donaubecken je zustandekam. Die Paula hat dieses Österreichertum so unglaublich erfaßt und kann es wiedergeben in jeder Form.«163 Posttext (Jelinek) Käthe : …  Ich bin eine elementare Er- scheinung, ein Orkan, der ieber die Erde rast. Ich bin im Donaubecken zustande gekommen.6 Und wenige Zeilen später : Käthe : …  Das daitsche Publikum aller Stämme will auch juchzen ! Nur aine ain- malige künstlerische Begebenheit wie ich verhilft dazua ! Österreichertum !164 Die Verklärung der Schauspielerin Wessely wird auch an der Verwendung des bestimmten Artikels deutlich : die Wessely (Ibach) und die Paula (Reisch). Im Zusammenhang mit Personen wird diese Ausdrucksweise in der Standardspra- che nur dann verwendet, wenn es sich um berühmte Persönlichkeiten handelt, deren Erwähnung keiner weiteren Erläuterung bedarf (so wie in der medialen Berichterstattung vielfach auch von der Jelinek gesprochen wird). Diese Aus- drucksweise greift die Autorin in »Burg theater« auf, wenn Käthe von sich behauptet : »Die Käthe bin ich, einfach nur ›die Käthe‹.«165 Diese Sprachver- wendung suggeriert Natürlichkeit, Jugendfrische, Volksnähe  – in einem Wort : Unschuldigkeit. Das Bild der unpolitischen und nicht verantwortlichen Mimin wird aber auf der Sprech- wie auch auf der Aktionsebene destruiert : Käthe traktiert mit Worten, aber auch mit handfester Gewalt Resi (…  geht urplötzlich mit einem 162 Vgl. Steiner, Die verdrängten Jahre, S.  177. 163 So Walter Reisch in »Filmgeschichte(n) aus Österreich, TV-Serie, Folge  5, ORF 1971, zitiert nach : Steiner, Die verdrängten Jahre, S.  177. 164 BT, S.  133. 165 BT, S.  175. 135 »Burg theater«  |
zurück zum  Buch Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung"
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek