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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 138 -
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Nicht-Wahrnehmen von Verantwortung, die Wurzel allen Mitläufertums, dar- stellen wollte  – schließlich verkörpert die Figur Käthe eine erwachsene Frau, die in ihren Theater- und Filmrollen Vorbild für viele andere Frauen ist, außer- dem ist sie Ehefrau und Mutter dreier Kinder, trifft also für sich und andere (mitunter existenzielle) Entscheidungen. Schon in ihrem »Nora«-Stück beklagte Jelinek das selbstgewählte Schicksal fremdbestimmter weiblicher Existenzen.178 In der Figur der Käthe spitzen sich viele der Charaktereigenschaften zu, die auch bereits in der Auseinandersetzung mit Schorsch und Istvan bemerkt wurden  – insofern ist die wankelmütige Käthe als zentrale Figur des Stücks zu interpretieren. Jelinek hat mit Käthe eine Figur geschaffen, die all das in sich vereint, was die Autorin selbst ablehnt : Sie ist als Frau schwach, sie ist sprachlich labil, sie ordnet sich patriarchalen Familienbildern und hierarchischen Gesellschafts- ordnungen unter und macht sich zu deren Komplizin, sie erniedrigt und quält andere, die ihr selbst geistig oder körperlich unterlegen sind, sie propagiert ein Kunstideal, das für sie selbst unnatürlich ist, da es nicht Teil ihres Wesens, son- dern angelernt ist. Die ganze Figur ist künstlich und nur scheinbar natürlich. KÄTHE ist der personifizierte Mythos. 3.1.3.4 ALPENKÖNIG und BURG THEATERZWERG »So wortens doch, wos in Ihnara Biographie olles drinnenstengan wird, wos man hernoch freilich sogleich wieder vergessen wird !«179 Der Alpenkönig, die zentrale Figur des Allegorischen Zwischenspiels, de- finiert sich selbst in mehrfacher Weise. Einmal gibt er sich als ehemaliger Schauspielkollege von Käthe, Istvan und Schorsch zu erkennen, einmal als Widerstandskämpfer, der um Geld bittet, einmal konfrontiert er Käthe mit den Worten »Ich bin Ihnare Biographie !«180, einmal ruft er aus : »Ich bin die Nachgeborenen ! Ich bin Österreich ! Ich bin die Zukunft !«181 Die Zukunft ver- körpert der Alpenkönig zumindest insofern, als dass Attila Hörbiger als Rap- pelkopf und Paul Hörbiger als Alpenkönig 1965 in Ferdinand Raimunds Stück »Alpenkönig und Menschenfeind« am Wiener Burg theater zu sehen 178 Vgl. Kapitel  1.6.2 dieser Studie. 179 BT, S.  146. 180 Ebd. 181 BT, S.  147. 138 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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