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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 166 -
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bis Mitte Dezember 1945 Auftrittsverbot. Ab Sommer 1946 wurde schließ- lich auch die Erlaubnis zu Dreharbeiten wieder gegeben. Von einem »Karrie- reknick«327 oder von ernsthaften Bemühungen, die eigene berufliche Vergan- genheit als Aushängeschild der NS-Propaganda öffentlich aufzuarbeiten, kann demnach nicht gesprochen werden.328 Attila Hörbiger, der als männlicher Hauptdarsteller in der Rolle des deut- schen Wirts Ludwig Launhardt ebenfalls in dem Film mitgewirkt hatte, darüber hinaus aber auch Mitglied der NSDAP gewesen war, musste nach dem Krieg in Wien Schutt schaufeln.329 Die Frage über seine Mitgliedschaft hatte Attila Hörbiger bereits am 20.  Juli 1934 in einem Fragebogen der NSDAP positiv beantwortet, was insofern besonders bemerkenswert erscheint, als dass die Partei zu diesem Zeitpunkt in Österreich noch verboten war. Allerdings hatte er keine Mitgliedsnummer angegeben. Diese erhielt er offiziell erst 1941 zugewiesen.330 »Es ist sehr wahrscheinlich, daß Hörbiger mit dieser fragwürdigen Behauptung den strengen Kontingent-Bestimmungen, die ›Ostmärker‹ in Deutschland vor 1938 betrafen, vorgreifen wollte«331, meint Rathkolb dazu. Über Hörbigers po- litische Haltung müsse die (vielleicht sogar falsche) Angabe über seine frühe Mitgliedschaft nicht unbedingt etwas aussagen. Erst nach 1938 exponierten sich Paula Wessely und Attila Hörbiger in der Öffentlichkeit politisch im national- sozialistischen Sinne. So nahm auch Attila Hörbiger, der als Vorbild für die Figur des Istvan in Jelineks »Burg theater« angenommen werden darf, 1938 an der Künstler-Petition, in der für den »Anschluss« geworben wurde, teil : »Wir Künstler sind froh und stolz, am neuen großdeutschen Werke mitarbeiten zu können und werden uns am 10.  April 1938 einmütig zu unserem Führer bekennen !«332 Insgesamt war Hörbigers Verhalten während der NS-Zeit voll der Widersprü- che. Nach außen hin deklarierte er parteipolitische Präferenzen, im Privaten versuchte er, seine »heile Welt« zu erhalten, unterhielt »sehr starke Verbindun- gen zu Juden«333, wie der SS-Oberführer und spätere »Reichsfilmintendant« 327 Ebd. 328 Vgl. ebd. Vgl. auch Steiner, Paula Wessely, S.  152  ff. 329 Vgl. Löffler, Was habe ich gewußt, S.  90  f. 330 Vgl. Rathkolb, Führertreu und gottbegnadet, S.  241. 331 Ebd. 332 Attila Hörbiger, zitiert nach : Steiner, Die verdrängten Jahre, S.  81. 333 So SS-Oberführer Hans Hinkel in einer vertraulichen Sitzung, zitiert nach : Rathkolb, Füh- rertreu und gottbegnadet, S.  241. Hinkel organisierte ab 1942 die Filmabteilung des Propag- andaministeriums und war ab März 1944 Reichsfilmintendant. Vgl. Klee, Kulturlexikon zum Dritten Reich, S.  249  f. 166 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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