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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 176 -
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textualität nachzugehen ; enstanden ist ein sehr dichter, komprimierter Text mit vielen Schachtelsätzen und vielen eingeschobenen direkten Zitaten ; Inhaltsan- gabe und Interpretation wechseln einander ab. Tatsächlich sind Lückes Deu- tungsansätze, denen prinzipiell beizupflichten ist, nur mit viel Vorwissen gut nachvollziehbar ; eine klarere Sprache und mehr Struktur wären meines Erach- tens wünschenswert gewesen, um einen Lektüre- und Interpretationsvorschlag für einen so komplexen und ästhetisierten Roman wie »Die Kinder der Toten« für ein gewilltes Lesepublikum anzubieten. Zudem lässt es Lücke, und auch das muss leider kritisch angemerkt werden, an sprachlicher Sensibilität vermis- sen, wenn sie Jelinek unkommentiert als »Halbjüdin«397 bezeichnet, was der NS-Diktion und nicht der jüdischen Halacha entspricht.398 Sehr systematisch hingegen erscheint Alexandra Pontzens 18-seitiger Auf- satz »Pietätlose Rezeption ?«399, der 2006 entstanden ist und Jelineks Umgang mit Literaturtraditionen in »Die Kinder der Toten« thematisiert. Pontzen kon- zentriert sich auf drei wesentliche Referenzsysteme des Buchs : zum einen auf die spezifischen Folien der Textorganisation (Oberflächenhandlung und Er- zählinstanz), zum anderen auf Jelineks Bezüge zu Leberts »Wolfshaut«-Roman sowie auf die Frage, inwieweit und in welchen Formen Realien und Diskurse der Shoah in »Die Kinder der Toten« eine Rolle spielen. Zwar stellt Pontzen in ihrem Beitrag fest, dass die Lektüre des Romans »anstrengend«400 sei und die Dekodierungsarbeit des Rezipienten, zumindest in Hinblick auf Jelineks Sho- ah-Referenzen, aufgrund der von Jelinek vorgenommenen Mehrfachkodierung »zwangsläufig fehlschlagen«401 müsse ; schließlich sei der »Kreis adäquater Le- ser«402 klein oder in letzter Konsequenz gar nicht vorhanden. Dennoch schafft sie es  – ohne auf inhaltliche Fragen näher einzugehen, sondern vielmehr Jelineks sprachliche Kunstgriffe zu fokussieren  –, einen gelungenen ersten Einblick in die Strukturierung des Romans und einige seiner wesentlichen Intertexte zu bieten. Aus dem Jahr 2008 stammt Moira Mertens’ Magisterarbeit über die »Äs- thetik der Untoten« in Jelineks Roman.403 Mertens weist darauf hin, dass eine 397 Ebd., S.  91. 398 Laut Halacha (dem rechtlichen Teil des Talmuds) ist derjenige Jude, der von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder zum Judentum konvertiert ist. Zwischen »Voll-«, »Halb-« und »Vierteljuden« wird dabei nicht unterschieden. 399 Pontzen, Pietätlose Rezeption, S.  51–69. 400 Ebd., S.  54. 401 Ebd., S.  55  f. 402 Ebd., S.  56. 403 Die an der Universität Berlin approbierte Abschlussarbeit wurde zwar bislang nicht veröf- fentlicht, ist aber über die Homepage des Jelinek-Forschungszentrums als pdf abrufbar. Mer- 176 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂĽhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂĽmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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