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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 178 -
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3.2.1.1 Zur speziellen Rezeptionsproblematik des Romans »…kein Kritiker, auch der wohlgesinnteste nicht, versäumte den Hinweis, dass diese Lektüre Arbeit bedeute und der Inhalt des Buchs kaum wiederzugeben sei.«407 Ebenso einhellig wie der Roman kurz nach seinem Erscheinen als Jelineks Hauptwerk anerkannt wurde, haftete ihm sogleich auch der Ruf der Unlesbar- keit an. Eine »nacherzählbare Geschichte« gebe es darin nicht, meinte etwa die Literaturkritikerin Iris Radisch in einer vernichtenden Buchbesprechung, im- merhin aber einen »personalen Zusammenhang« der drei (untoten) Hauptfi- guren.408 Ingesamt bedauerte sie die »mittelmäßigen Sprachspiele«, denen die Kraft und der Scharfsinn der Zerstörung fehle : »Null mal null bleibt null und das große österreichische Gesamtkunstwerk ein gigantisches Leerstück«409, so Radisch enttäuscht. Sogar Sigrid Löffler  – eine Jelinek bekanntlich wohlgesinnte Rezensentin  – befand, dass das Buch »sperrig und abweisend« und schließlich »verdammt schwer zu lesen« sei. Dem hartnäckigen Leser könne es allerdings auch »un- geahnte Entschlüsselungserlebnisse« bescheren, so Löffler abschließend und verweist auf James Joyce’ Roman »Finnegans Wake«, der ähnliche Rezeptions- probleme bereithalte.410 Günther Scheidl beschreibt Jelineks Roman als »gigantischen Monolog«411, in dem es keine Handlung im herkömmlichen Sinn gebe, zumindest aber ge- wisse Handlungsstränge ausgemacht werden können. Auch Mertens kann mehrere Erzählstränge ausfindig machen, räumt aber gleichzeitig ein, dass diese ineinander verschlungen, abgebrochen, wiederholt und schließlich von zahlreichen Kommentaren eines multiperspektivischen Au- torinnen-Ichs unterbrochen seien, was die Lektüre dementsprechend erschwe- re.412 Pontzen stellt fest, dass sich Jelineks Texte generell »nicht ausschließlich li- near«413 lesen lassen : Wer Büchern wie »Die Kinder der Toten« gerecht wer- 407 Mayer/Koberg, Ein Porträt, S.  207. 408 Radisch, Maxima Moralia, unpaginiert. 409 Ebd. 410 Löffler, Am Eingang zur Unterwelt, S.  11. 411 Scheidl, Ein Land auf dem rechten Weg, S.  149. Zu der monologisierenden Erzählinstanz vgl. Kapitel  3.2.5 dieser Studie. 412 Vgl. Mertens, Untote, S.  4. 413 Pontzen, Pietätlose Rezeption, S.  53. 178 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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