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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 197 -
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Sein Roman, der in Österreich keinen Verleger gefunden hatte und schließ- lich im Hamburger Claassen Verlag mit einer bescheidenen Auflage von 3.000  Stück herausgegeben wurde schlug in die »betuliche« österreichische Nachkriegsliteratur ein »wie eine Granate«514. In Rezensionen wurde das Buch als »unappetitlich« und »mehr als unschicklich«515 bezeichnet. Zeitgenössische Schriftstellerkollegen (»vom konservativen Patriarchen der Literatur Heimito von Doderer bis hin zum ketzerischen Marxisten Ernst Fischer«516) rühmten das Buch als »grandiose Parabel von Schuld und Sühne«517. 1961 wurde Lebert für seinen Roman mit dem Theodor-Körner-Preis und ein Jahr später mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Trotz alledem blieben der »Wolfshaut« die breite Rezeption und nachhaltiger Erfolg versagt.518 Der 1971 erschienene (einzige) Nachfolgeroman »Der Feuerkreis«, ein In- zestdrama um ein Halbgeschwisterpaar, mit dem Lebert nach eigener Aussage »den faschistischen Mythos (…) von innen her aufzusprengen«519 versuchte, wurde von Kritikern und Lesern noch negativer bewertet als »Die Wolfshaut« : »›Der Feuerkreis‹«, ein fragwürdiges und bedenkenswertes Experiment zugleich, wurde von den auf Entmythologisierung versessenen Kathederrevolutionären jener Jahre gründlich mißverstanden und abgeurteilt. Hans Lebert verstummte.«520 Aufgrund des mangelnden Erfolgs und auch wegen des frühen Todes seiner ersten Frau zog sich Lebert Anfang der 1970er Jahre in seine Wohnung in Ba- den bei Wien zurück und veröffentlichte über 20  Jahre lang nichts mehr. Erst 1991 wurde der »Wolfshaut«-Roman im Europaverlag neu herausgegeben (2008 ein zweites Mal). Zeitgenössische Autoren (Karl Markus Gauß, Gustav Ernst, Robert Menasse, Michael Guttenbrunner) bezeugten ihre Hochachtung vor der Lebertschen Prosa.521 Enthusiastisch zeigte sich Elfriede Jelinek : »Die Wolfs- haut« sei eines der »größten Leseerlebnisse«522 ihres Lebens gewesen, gestand sie 1991, als sie das Buch anlässlich der ersten Wiederauflage unter dem Titel »Das Hundefell« rezensierte : 514 Miessgang, Der Querschreiber, S.  106  f. 515 Ebd. 516 Gauß, Die Toten haben Hunger, unpaginiert. 517 Ders., Der Österreich-Liebhaber, unpaginiert. 518 Vgl. ders., Die Toten haben Hunger, unpaginiert. 519 Lebert, zitiert nach : Miessgang, Der Querschreiber, S.  106. 520 Gauß, Der Österreich-Liebhaber, unpaginiert. 521 Vgl. Müller, Ein neuer Gegenstand, S.  40. 522 Jelinek, Das Hundefell, S.  108. 197 »Die Kinder der Toten«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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