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(»Die Strategie der Linken ist durchkreuzt«959 – ebenfalls ein Originalzitat960).
Auch dreiste Dichter, die ihn und seine Mitstreiter mit Worten attackieren, zäh-
len zu den vermeintlichen Verfolgern :961
»Das Gift der Schreiberlinge nutzlos tropft zu Boden. Sie verbreiten Lügen, die Frucht
und Feld verseuchen.«962
In dieser Passage spielt die Autorin auf Angriffe Jörg Haiders und der FPÖ ge-
gen sie selbst an, denn als Haider-Kritikerin war Jelinek in den 1990er Jahren im
öffentlichen Bewusstsein so präsent wie keine zweite. Aber auch die angebliche
Hatz österreichischer Journalisten beklagt Jelineks Haider-Figur :
»Fort mit Schaden ! Fort mit allem mit diesen drei alles Negative gebärenden Journa-
listen des ORF !«963
»Haßtriefende Zeit im Bild !«964
In Haiders News-Text las sich das Lamento des scheidenden Parteiobmanns
ähnlich :
»Während wir uns in Susannes [Susanne Riess-Passers] Wohnung niederließen, lief
die ZIB
3. Drei linke österreichische Journalisten ließen sich so über mich aus, dass der
Hass nur triefend aus dem TV-Gerät herausquoll.«965
Die drei »linken österreichischen Journalisten«, die in der Zeit im Bild 3 über
Haiders Rücktritt als Parteiobmann diskutierten, waren Christa Zöchling von
der Zeitschrift »profil«966, Hubert Wachter von »News« (jener Zeitschrift, die
Haiders selbstbeweihräuchernden Abschieds-Text abdruckte) und Hans Rau-
scher, Kolumnist bei »Format« und »Der Standard«.
959 LW, S. 25.
960 Original-Zitat : »Die Strategie der Linken war erfolgreich durchkreuzt.« Haider, zitiert nach :
News, Nr. 10, 2000, S. 31.
961 Vgl. LW, S. 10, 12 u. 17.
962 LW, S. 10.
963 LW, S. 23.
964 LW, S. 22.
965 Haider, zitiert nach : News, Nr. 10, 2000, S. 31.
966 Zöchling ist auch Verfasserin der bereits zitierten Haider-Biografie, vgl. Kapitel 3.3.1 dieser
Studie.
266 | Lektüre- und Deutungsvorschläge
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Eine historiografische Untersuchung
- Titel
- Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
- Untertitel
- Eine historiografische Untersuchung
- Autor
- Sylvia Paulischin-Hovdar
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20325-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 328
- Schlagwörter
- Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- 1. Einleitung 11
- 2. Methodische Reflexion 99
- 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
- 3.1 »Burg theater« 108
- 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
- 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
- 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
- 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
- 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
- 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
- 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
- 3.3 »Das Lebewohl« 247
- 4. Resümee 279
- 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
- 6. Anhang 299
- 7. Register 319