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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 278 -
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bestimmtes Hier und Jetzt festlegt, denn sie versteht sich selbst als politische Autorin und nimmt in ihren Texten direkt Bezug auf aktuelle politische Verhält- nisse, Vorgänge und agierende Personen. »Natürlich versteht man diesen Text in Österreich besser«1019, räumte sie in einem Interview 2001 ein, gab aber zu bedenken, dass es ja leider auch außerhalb Österreichs allgemeine Tendenzen der Rechten gebe, die etwa in Ulrike Ottingers Inszenierung in Berlin aufgegriffen worden seien. Insofern kann und muss Jelineks Haider-Figur als exemplarisch verstanden und das Stück als Vorlage für Dramaturgen und Regisseure begriffen werden, ihre Inszenierungen an jeweils aktuelle Vorgänge und Zustände anzu- passen. »Man kann es … natürlich auch ganz anders machen«1020, ist bereits in der Regieanweisung zu »Das Lebewohl« festgehalten. Der Insenzierung bleibt  – wie immer bei Jelineks Theaterstücken  – großer Spielraum. Die Erhabenheit des Stücks über Raum und Zeit bringt Bärbel Lücke folgendermaßen auf den Punkt : »Es ist… ein echter Bühnenmonolog, bei dem die Probleme von Politik, Macht und Herrschaft auf der Folie der Theorien des zwanzigsten Jahrhunderts ›verhandelt‹ und durch sie transparenter werden, so dass das ›kl.‹ Drama aus der Kategorie des ›Zeit- stücks‹ … herausgehoben wird und auch dann noch dramatische Brisanz und künst- lerische Aktualität haben wird, wenn vielleicht niemand mehr weiß, wer Jörg Haider war.«1021 Österreich und den Österreichern wird Jörg Haider zweifelsohne noch eine Weile in Erinnerung bleiben ; sein aggressiver Rechtspopulismus, seine zwei- felhaften Darstellungen zur österreichischen Geschichte, aber auch seine Be- leidigungen internationaler Repräsentanten haben es über die Landesgrenzen hinaus zu zweifelhafter Berühmtheit gebracht. In »Das Lebewohl« hat Jelinek viele von ihnen versammelt, neu arrangiert und als Halbwahrheiten, Doppeldeu- tigkeiten oder Lügen entlarvt. Der Mythos Haider wird in »Das Lebewohl« mit einfachen Mitteln entzaubert. Nachkommende Generationen werden die Aufregungen um Jörg Haider und seine »Burschenpartei« vielleicht kaum noch nachvollziehen können. Inzwi- schen sorgen aber bereits andere Rechtspopulisten für »gruselige Pointen«1022, die Elfriede Jelinek vermutlich weiterhin an den Schreibtisch treiben und die Dramaturgen der deutschsprachigen Bühnen mit stets neuen Aufgaben versor- gen werden. 1019 Jelinek, zitiert nach : Janke, Nestbeschmutzerin, S.  151. 1020 LW, S.  9. 1021 Lücke, Gespenster, S.  80. 1022 Ebd. 278 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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