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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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21Wechselwirkungen Pressefotografen Lothar Rübelt53 (Abb. 8) gibt es hier große Forschungslücken. Lediglich die Geschichte der sozialdemokratischen Bildpublizistik ist vergleichs- weise gut erforscht.54 Wechselwirkungen Pressefotografien sind in der Regel komplexe Dokumente, die nicht eindimensional beschreibbar sind. Je nach Blickwinkel können sie gesellschaftspo- litische Ereignisse festhalten, sie können aber auch als ästhetische Produkte betrachtet werden. In jedem Fall sind sie kommerzielle Waren in einer kapitalis- tischen Bilderzirkulation. Denn Pressefotos gelangen nicht zufällig in die Redaktionen. Sie werden herge- stellt, um an Zeitungen (oder Fotoagenturen) verkauft und schließlich im Kontext anderer Bilder und Tex- te gedruckt zu werden (Abb. 9). Diesem komplexen Gefüge von Produktion, Reproduktion, Verbreitung und Ästhetik von Bildern in der illustrierten Presse will ich mich auf den folgenden Seiten auf mehreren Ebenen nähern: Einerseits beschäftige ich mich mit der Geschichte, der Ökonomie und der kulturellen Be- deutung der Zeitungen und Magazine. Parallel dazu untersuche ich die Ästhetik der Seitengestaltung, die visuelle Sprache der Text-Bild-Erzählungen und ihre mögliche Rezeption. Ergänzend dazu werde ich auf die Rolle der Fotografen, ihren biografischen Hinter- grund, ihre Themenwahl, Arbeitsweise und Ästhetik eingehen. Aber auch die Vertriebswege, die Logistik und der Verkauf von Bildern, etwa über Bildagentu- ren, werden näher beleuchtet.55 Schließlich möchte ich die fotografischen Bilder in einen Dialog mit den politischen und gesellschaftlichen Hintergründen, also mit der Geschichte, bringen. Im Sinne einer produktiven Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Pressefotografie ist es notwendig, all diese Fragerich- tungen eng miteinander zu verzahnen. Um diesen Wechselwirkungen auf die Spur zu kommen, werde ich immer wieder Untersuchungs- ausschnitte, Zeiträume und Fokus ändern. Auf diese Weise werden thematische Fallstudien neben histo- rischen Längsschnitten zu stehen kommen. Die Ar- beit einiger Fotografen wird aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Wenn wir die Ergebnisse Abb. 9  „Wie  das  Wiener Ma- gazin  entsteht“.  Die  Zeitschrift  verlässt  gefalzt  und  geheftet  die  Rotationsdruckmaschine.  Wiener Magazin,  Heft  2,  Februar  1932,  Foto:  Fotoagentur  Poly-  phot. dieser Überblicks- und Detailstudien miteinander ver- binden, sollte es möglich sein, die Zusammenhänge zwischen Politik, Gesellschaft und bildlichen Mas- senmedien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besser zu verstehen. Vor allem aber wird man in der historischen Rekonstruktion der politischen, ästheti- schen und kulturellen Entwicklungen dieser Periode lieb gewonnene Gemeinplätze überdenken müssen: etwa die Annahme, dass die textfixierte Hochkultur das unumstrittene Leitmedium sei, innerhalb dessen sich das kulturelle Selbstverständnis eines Staates bzw. Landes artikuliere. Die Verlagerung der Untersuchung von den Text- hin zu den Bildquellen, von der sogenannten „Hoch- kultur“ zur Populärkultur, weist in eine neue Rich- tung. Schon sehr früh, jedenfalls früher als oft angenommen, etabliert sich, neben der relativ klein- räumigen, textlastigen Zeitungs- und Zeitschrif- tenöffentlichkeit, eine ebenso komplexe, weitaus populärere Bildöffentlichkeit. Diese frühe Form der Öffentlichkeit, die mindestens ebenso viel der Sehn- sucht nach Sensationen wie dem Bedürfnis nach sachlicher Berichterstattung verdankte, scheint heute weitgehend vergessen zu sein. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Zeugnisse dieser Öffentlich- keit, die Bilder, die in der auflagenstarken populäre Presse erschienen, bisher erst wenige Historiker gefunden haben. Mit diesem Buch will ich ein lange vergessenes Thema zurück in die Öffentlichkeit holen und zugleich ein faszinierendes Kapitel der Fotogra- fie- und Kulturgeschichte aufschlagen.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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