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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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25Fotografisch illustrierte Wochenzeitungen auf populistische, oft reißerische Lokalberichterstat- tung und erobert seinen Platz mit aggressiven Wer- befeldzügen (anfangs wird es kostenlos an alle Haus- halte verteilt).6 Bald folgen diesem Konzept weitere Tageszeitungen, etwa im Jahr 1900 die Kronen-Zeitung. Auch Das interessante Blatt gehört, im Bereich der Wochenblätter, zu dieser neuen, populären Zei- tungsgeneration. Seine Zielgruppe ist die Masse des Bürger- und Kleinbürgertums, weniger die gebildete Elite und auch nicht die Arbeiterschaft. Das Ziel der Zeitung ist nicht die Anhäufung trockener Textnach- richten aus der hohen Politik, der Wirtschaft und der Kunst. Vielmehr, so heißt es in einer Anzeige in ei- gener Sache, sei es ihr Anspruch, „das Interessante aus Nah und Fern, das Sensationelle in Wort und Bild zu sammeln und zur Belehrung und Unterhaltung in Familie und Haus zu tragen“7. Das neue Wochenblatt gibt den Bildern den Vorzug vor den Texten. Seine Nachrichten sind immer auch Sensationen. Die The- men sind: „Episoden aus dem Leben unserer Tage, größere Katastrophen, bedeutende Festlichkeiten, Länder- und Völkerkunde, selbst aus den entferntes- ten Welttheilen, Sportbilder, theatralische Vorgänge, heldenmütige Thaten, Unglücksfälle, Verbrechen usw.“8 Der Serienmörder Hugo Schenk passt bestens in dieses Themenspektrum. Das interessante Blatt hat mit seinem populären Kurs, der sich deutlich von der trockenen gutbürger- lichen Tagespresse abhebt, bald großen Erfolg. Der Umfang steigt, ebenso der Anteil der Anzeigen und natürlich auch die Auflage – besonders dann, wenn die Titelgeschichte reißerisch ist. Das Rezept – we- nig Politik, viel Lokalberichterstattung, Sensationen, Unterhaltung und Werbung – ist nicht ganz neu. Sigmund Auspitzer entlehnt es zum Teil von den so- genannten „Sonn- und Montagsblättern“, die ab den 1870er Jahren auf den Markt kommen und am Beginn einer auflagenstarken Boulevardpresse stehen. Ande- rerseits orientiert er sich aber auch, etwa in Format und grafischer Aufmachung und dem Einsatz von Bildern, an den älteren, meist behäbigeren Familien- blättern und Wochenillustrierten, deren Blütezeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt.9 Im Un- terschied zu diesen setzt er viel stärker auf wochen- aktuelle Nachrichten und Sensationen. Die mediale Zwitterstellung zwischen konservativem Familien- blatt und moderner Bilderzeitung ist dem Interessan- ten Blatt (wie auch anderen illustrierten Wochenzei- tungen) noch Jahre nach seiner Gründung deutlich anzusehen. Während sich das Blatt im Innenteil recht bedächtig und Schritt für Schritt in Richtung einer modernen fotografisch illustrierten Wochenzeitung entwickelt, hält sie auf dem Umschlag gut ein halbes Jahrhundert lang, nämlich bis zum Jahr 1939, an der traditionellen Titelvignette fest, wie sie bei Familien- blättern des 19. Jahrhunderts üblich ist (Abb. 2). Fotografisch illustrierte Wochenzeitungen Auch im Bereich der Wochenzeitungen zeichnen sich ab den 1890er Jahren tief greifende Umbrüche ab. Neben den etablierten, textlastigen Journalen Abb. 2  „Kaiserin  Elisabeth  in  Genf  ermordet“.  Das inter- essante Blatt,  15.  September  1898,  Titelseite.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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