Seite - 37 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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37Technische
Neuerungen, kommerzielle Umbrüche
hältnisse besser kontrollieren, hier bringt er mit fest
installierten, schweren Atelierkameras bessere Por-
träts zustande als im Freien. Aber die für den Sport
so wichtige Dramatik des Augenblicks, den Eindruck
der Spannung, die Geschwindigkeit, Massenszenen,
all das kann er im Atelier nicht einfangen. Allmäh-
lich verlagert er daher Ende der 1890er Jahre seine
Arbeit nach draußen, wo er am liebsten sportliche
Wettkämpfe, wie etwa Radrennen und – wenige Jahre
später – auch Autorennen, fotografiert (Abb. 2). Ihn
interessieren aber auch militärische und politische
Großveranstaltungen, wie Manöver oder Kaiserreisen.
In Anzeigen bezeichnet er sich in den 1890er Jahren
als „Militär- und Sportphotograph“. Huber unterhält
beste Beziehungen zum Kaiserhaus und erhält im-
mer wieder begehrte Fotoaufträge. 1902 etwa lichtet
er als erster Fotograf den Thronfolger Franz Ferdi-
nand in seinem neuen Automobil ab (Abb. 3). „Unsere
Erzherzöge“, so heißt es zum Bild, „vor allem Franz
Ferdinand, der allen Neuerungen auf dem Gebiete
erscheinen seine ersten Aufnahmen im Interessanten
Blatt. Es sind – für die damalige Zeit völlig neu – Auf-
nahmen von Sportereignissen. Anton Huber ist nicht
nur ein Pionier der österreichischen Pressefotografie,
sondern auch der Sportfotografie.
Huber ist zwar nicht der erste Fotograf, dessen
Bilder in der illustrierten Presse veröffentlicht wer-
den.1 Er ist aber der erste professionell arbeitende
österreichische „Illustrationsphotograph“ – so werden
die Pressefotografen um 1900 genannt. Anders als
viele seiner Fotografenkollegen, die im Atelier ent-
standene Porträts gelegentlich ein zweites Mal ver-
werten, indem sie sie an die Presse schicken, arbeitet
Huber vor allem als Zeitungsfotograf, auch wenn er
anfangs nebenbei noch ein Atelier in zentraler Lage
am Stephansplatz betreibt. Er erkennt in der illust-
rierten Presse ein zukunftsträchtiges Medium für das
fotografische Geschäft.
Zwar entstehen zahlreiche seiner frühen Sportler-
porträts noch im Studio. Hier kann er die Lichtver- Abb. 2 Der Wagen Theodor
Drehers während eines Auto-
rennens in einer Kurve.
Die be-
rühmte „Herkomer Konkurrenz“
findet 1906 am Semmering
zum
zweiten Mal
statt.
Das
Tou-
renwagen-Rennen wurde
1905
von
Sir Hubert Ritter
von Her-
komer gegründet. Das interes-
sante Blatt,
21.
Juni 1906, S.
5.
Foto: Anton Huber.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang