Seite - 41 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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41Vom
Atelier zur Zeitung
Renommierte Atelierfotografen wie etwa Josef Löwy,
Josef Mutterer, Carl Pietzner, Fritz Luckhardt oder
Rudolf Krziwanek bieten den Redaktionen vor allem
Porträts bekannter Persönlichkeiten an. Während die-
se Gruppe fest in ihrer Ateliertätigkeit verankert ist,
wagen andere Fotografen einen mutigeren Schritt hi-
naus Richtung Pressefotografie. Auch sie unterhalten
in der Regel noch ein Atelier, daneben aber erweitern
sie ihr Themen- und Arbeitsspektrum kontinuierlich.
Sie liefern nicht nur Porträts, sondern alles, was in
der illustrierten Presse gefragt ist: Sport, Politik, Ge-
sellschaft und allerlei Sensationen des Alltags. Um
ihre Aufträge zu erfüllen, arbeiten sie immer öfter im
Freien. Ludwig Berényi etwa fotografiert seit 1893 für
die Presse Sportereignisse ebenso wie gesellschaft-
liche Veranstaltungen. Carl Triebel liefert ab 1896
zahlreiche Aufnahmen von Genreszenen und Gesell-
schaftsereignissen. Auch Rudolf Fliesz und Franz
Hebentanz dokumentieren seit 1900 Sportereignisse,
u. a. Radrennen im Freien. Arthur Floeck arbeitet als
Atelierfotograf und etabliert sich daneben als wich-
tiger Fotograf der kaiserlichen Familie. Immer öfter fotografiert er gesellschaftliche Ereignisse im Freien
und bietet seine Bilder ab 1900 der illustrierten Pres-
se an. Josef Porkert fotografiert seit 1900 für Wiener
Zeitungen, u. a. Straßenszenen und Architekturauf-
nahmen (etwa eine Serie über das verschwindende
„Alt-Wien“), Hans Makart arbeitet seit 1903 als Pres-
sefotograf und veröffentlicht Bilder von gesellschaft-
lichen Ereignissen. Josef und F. Jahudka sind v. a. als
Kaiser- und Militärfotografen in der Presse präsent.
Anton Schistal und Franz Gabriel, die gemeinsam
ein Atelier betreiben, berichten ab 1906 über poli-
tische Massenkundgebungen vor allem der Christ-
lichsozialen in Wien, Martin Gerlach sen. und Albert
Wiedling, die seit 1904 gemeinsam einen Kunst- und
Architekturverlag führen, bieten ihre Bilder, meist
Architekturfotos, gelegentlich auch aktuelle Presse-
fotos, ab 1907 den Zeitungen zur Veröffentlichung an.
Dies tut ab 1901 auch Bruno Reiffenstein, der sich
ebenfalls auf Architekturaufnahmen spezialisiert und
einen Architekturverlag gründet. Martin Gerlach jun.
führt nach dem Tod des Vaters 1923 dessen Verlag
und Pressearbeit fort. Ludwig Gutmann und Berthold
Abb. 5 Ein Freiballon der
k.
k. Luftschiffer-Abteilung vor
dem Start in Wien. Das inter-
essante Blatt, 3.
August
1899,
S.
5. Foto: Charles Scolik.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang