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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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67Erzählende Bilder nämlich Keller, Souterrain, Hochparterre und 1. Stock bestehenden Fabriks-Gebäude (...) nur die interessan- testen Locale aufgenommen, da der Raum in unserem Blatte die Aufnahmen sämtlicher Localitäten nicht ge- stattete, aber auch diese Bilder geben einen Beweis von der Größe dieser Fabrik, welche fast alle Kon- currenten in so kurzer Zeit siegreich aus dem Felde geschlagen hat und mit ihren ausgezeichneten und anerkannten Fabrikaten den Markt beherrscht.“16 Derartige Bilderzählungen tauchen um 1900 ver- mehrt auf, und dennoch: Gegenüber den weitaus häu- figer verwendeten Einzelbildern bleiben sie deutlich in der Minderzahl. Wenn wir die Entstehungsge- schichte solcher mehrteiligen Bildensembles unter- suchen, stoßen wir immer wieder auf Holzstiche, sehr oft amerikanischer Herkunft. Es gibt also offenbar eine ästhetische Verbindungslinie zwischen Zeich- nung und Fotografie, die bisher kaum beachtet wor- den ist. Diese Kontinuität ist aber überaus spannend, zeigt sie doch, dass die Bildsprache der in Zeitungen gedruckten Fotografie um 1900 nicht aus dem Nichts entsteht, sondern teilweise ältere Medienentwicklun- gen aufgreift. Nehmen wir als Beispiel einen Holzstich, der am 6. Oktober 1892 im Interessanten Blatt erscheint. Er trägt den Titel „Der Kampf gegen Eisenbahnräuber“ (Abb. 9). Die siebenteilige Bildgeschichte erzählt in dramatischen Szenen von den Gefahren amerikani- scher Eisenbahnüberfälle und dem Kampf der Po- lizei für Ordnung und Sicherheit. Der Hauptort des Geschehens, die bewachte Eisenbahn, wird in einer größeren Überblicksszene dargestellt. Diese zentrale Szene ist von kleineren, ineinander verschachtelten Bildern umgeben, die weitere wichtige Ereignisse zeigen. Die Protagonisten sind in ovalen Vignetten in das Geschehen eingeblendet. Der Holzstich ist nicht signiert. Auffallend ist, dass die Hauptdarsteller zwar Namen tragen, aber weder die Bildtexte noch der kurze begleitende Text auf derselben Seite nähere Orts- und Zeitangaben beinhalten. Der Grund dafür liegt darin, dass die Bildvorlage möglichst vielseitig einsetzbar sein soll. In der Regel werden derartige Holzstiche mehrfach gedruckt. Im vorliegenden Fall wurde das Bild nach Europa verkauft und, wohl Monate, vielleicht sogar Jahre nach seiner Herstellung, veröffentlicht. Wenn man die Bildgeschichte über den Eisen- bahnraub mit jener über die Feigenkaffeefabrik Kö- nig vergleicht, wird deutlich, dass die fotografisch illustrierte Geschichte zahlreiche visuelle Elemente des Holzstichs übernimmt. Wie dieser setzt sie auf eine orientierende Überblicksszene, die den Ort des Geschehens vorstellt. Ähnlich wie beim Holzstich werden, geleitet durch nummerierte Bilder und kur- Abb. 9  „Der  Kampf  gegen  Eisenbahnräuber“.  Das interessante Blatt,  6.  Oktober  1892,  S.  7.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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