Seite - 71 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

71Ein Blick hinter die Kulissen: Redaktion, Fotoatelier, Klischeeanstalt Interessanten Blattes“ gleich eine mehrseitige Foto- reportage geboten, die die einzelnen Arbeitsschritte der Produktion in allen Details darstellt.3 Dass diese Reportage außergewöhnlich ist, darauf wird einlei- tend ausdrücklich hingewiesen: „In den dreißig Jah- ren seines Bestehens hat das Interessante Blatt nur höchst selten in eigener Sache das Wort ergriffen, ist kaum einmal in vielen Jahren aus der Anonymität eines gewissenhaften Schilderers der Zeitereignisse in Wort und Bild herausgetreten, um von den Vorgän- gen zu erzählen, die mit seinem eigenen Werden und Wachsen verknüpft waren.“4 Gerade weil dieser Bild- bericht Seltenheitswert hat, ist er als Quellenmaterial zur Funktionsweise der illustrieren Presse so bedeut- sam und soll hier ausführlich vorgestellt werden. Es handelt sich um eine frühe fotografisch illustrierte Beschreibung, die das komplexe technische und orga- nisatorische Räderwerk hinter den Kulissen der sich entwickelnden fotografischen Öffentlichkeit darstellt. Die Reportage zeigt, dass die fotografisch illustrierte Zeitung nicht bloß eine Weiterentwicklung der bilder- losen Tages- und Wochenpresse ist, sondern dass sie ganz anderen medialen, technischen und kommerzi- ellen Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Ein Blick hinter die Kulissen: Redaktion, Fotoatelier, Klischeeanstalt Das Verlagshaus, in dem Das interessante Blatt und die Wiener Bilder – die beiden Blätter sind seit 1911 Teil desselben Konzerns – untergebracht sind, ist ein Neubau (Abb. 2). Er wird von der Österreichischen Abb. 1  Druckereisaal  der  Firma  Waldheim,  in  dem  Das interessante Blatt  hergestellt  wird.  Das interessante Blatt,  18.  November  1897,  S.  5.