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74 Redaktion, Druck, Vertrieb · Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht
Lichtzufuhr, die Breite der Gänge zwischen den ein-
zelnen Setzregalen – 1,50 Meter – hervorzuheben.
Selbstverständlich stehen, wie heute allgemein bei
den großen Zeitungen, nur die modernsten Setzma-
schinen in Verwendung. Der Setzersaal wie auch alle
anderen Arbeitsräume sind mit der Redaktion sowie
untereinander telephonisch und durch Aufzüge ver-
bunden. Jeder Setzer hat seinen eigenen Garderobe-
kasten; außerdem stehen allen hier Beschäftigten
separate Waschräume zur Verfügung. Die Stereoty-
pie, die, wie erwähnt, die Bleiklischees herstellt, ist
mit der Setzerei durch ein Schubfenster verbunden,
durch welches die zur Stereotypie zu befördernden
Kolumnen derart befördert werden können, daß ein
Eindringen der beim Bleischmelzen entwickelten un-
gebundenen Dämpfe, welche in der Stereotypie durch
mechanische Ventilatoren abgeleitet werden, in die
übrigen Arbeitsräume verhindert wird. Zum Gießen
der Bleiplatten dienen zwei mit Gas geheizte Bleikes-
sel, von denen der größere einen Fassungsraum für
1500 Kilogramm Blei hat.“10
Ein weiteres Stockwerk tiefer: „Das Hochparter-
re enthält einen Flachdruckmaschinensaal und die
Steindruckerei. Diese beiden Abteilungen dienen nur
teilweise zur Herstellung unserer Zeitung und sind
in erster Linie zur Ausführung der uns von unserem
großen Kundenkreis übermittelten Aufträge jeder Art
bestimmt. Auch in diesen Abteilungen sind wir mit den modernsten Buchdruck- und Steindruckschnell-
pressen vom kleinsten bis zum größten Format aus-
gestattet und sind für alle Arten von Arbeiten sowohl
im Ein- wie im Mehrfarbendruck auf das Beste einge-
richtet. Dadurch, daß wir außer der Buch- und Stein-
druckerei unsere eigene Klischeeanstalt und Buchbin-
derei im Hause haben, sind wir in der Lage, nicht nur
Bücher mit Illustrationen, illustrierte Zeitungen und
Kommerzdrucksorten, sondern insbesondere auch Ar-
beiten, wie illustrierte Kataloge und Preislisten in der
raschesten Zeit derart herzustellen, daß der Besteller
es bei der Auftragerteilung nur mit einer einzigen
Firma zu tun hat und die Arbeiten in einer Hand kon-
zentriert sind. Wie in den anderen Betriebsräumen,
ist auch hier für die Hygiene der Arbeit durch Garde-
robevorrichtungen für die einzelnen Angestellten und
durch Waschräume in vollkommenem Maße gesorgt.
In einem Zwischenstockwerk zwischen Hochpar-
terre und Souterrain liegen der Speisesaal und das
Sanitätszimmer. Der Speisesaal dient dazu, um jenen
Angestellten, die nicht in der Lage sind, während der
Mittagspause ihr Heim aufzusuchen, einen freundli-
chen, luftigen Raum zum Einnehmen der Mahlzeiten
zur Verfügung zu stellen. Das Sanitätszimmer ist mit
einer Hausapotheke und mit den sonstigen erforder-
lichen Einrichtungen für Unfälle etc. ausgestattet.“11
Am Ende unseres Rundgangs steigen wir hinab ins
Tiefparterre und betreten das weitläufigste Areal des
Abb. 5 Die Rotationsdruck-
maschinen. Pro Stunde können
5000 16-seitige illustrierte
Zeitungen gedruckt, geschnit-
ten und gefalzt werden. Das
interessante Blatt, 15.
Mai 1912,
S.
4.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang