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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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76 Redaktion, Druck, Vertrieb · Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht neuen Verfahren gedruckten Exemplare der Wiener Bilder vom Band. Wenige Tage später, am 16. April 1914, stellt auch Das interessante Blatt im Hauptteil auf die neue Drucktechnik um. Euphorisch wird die technische Revolution gefeiert: „Das Tiefdruckver- fahren, das wir in dieser Nummer zum ersten Male zur Anwendung bringen, bedeutet eine neue Periode in der Geschichte der Reproduktionstechnik. (…) Die Wiedergabe des photographischen Bildes durch den Druck, wie sie durch das neue Verfahren ermöglicht wird, ist derart verschönert und verfeinert, daß man fortan ohne Übertreibung von einer neuen Blütezeit der illustrierten Presse sprechen kann.“15 Illustriert ist der Text mit einer Aufnahme, die die neue Tief- druckmaschine im Betrieb zeigt (Abb. 6). Natürlich ist auch diese Abbildung bereits im neuen plastischeren und detailreicheren Verfahren hergestellt. Während bisher die Bilder in einem getrennten Druckgang aufs Papier gebracht werden mussten, ist nun der gesamte Druckvorgang in einem Arbeits- schritt vereint: „Auf derselben Druckwalze, auf der sämtliche Bilder tief geätzt sind, wird auch der üb- rige Text unseres Blattes in Kupferdruck hergestellt, so daß von ein und derselben Walze sowohl Text als auch Bilder gedruckt werden.“16 Die Einfärbung der Kupferplatte und der Abzug der überflüssigen Far- be erfolgt nun automatisch. Statt der bisher übli- chen schwarzen Farbe wird nun ein eingefärbter, oft bräunlicher oder bläulicher Farbton verwendet. Stolz wird die erste in Kupfertiefdruck hergestellte Num- mer des Interessanten Blattes präsentiert, und zwar mit einem illustren Titelmotiv: einem in der neuen Drucktechnik hergestellten Foto des Kaisers Franz Joseph.17 Nachdem die Zeitung gedruckt ist, wird sie für den Vertrieb vorbereitet. Diese Arbeiten erfolgen in den Räumen der „Expedition“ (Abb. 7). An langen Tischen sitzen ausschließlich Frauen. Sie haben die Aufgabe, die Abonnentenexemplare zu adressieren und zu Poststücken zusammenzufassen. Eigene Zeitungswa- gen bringen die Ausgaben dann zum Hauptpostamt sowie zu den Zwischenhändlern. Länger als in anderen europäischen Ländern ist in Österreich die Kolportage, d. h. der Straßenverkauf von Zeitungen, verboten, nämlich, wie berichtet, bis zum Jahr 1922.18 Die illustrierte Presse wird daher ebenso wie die Tagespresse vorwiegend im Abonnement ver- kauft. Die Bestellungen werden im Ausland über Buch- handlungen abgewickelt, im Inland über Postämter und sogenannte „Zeitungs-“ bzw. „Annoncenbüros“. Diese Dienste bieten beispielsweise die Firmen Leh- mann, Dukes, Haasenstein & Vogler, Heinrich Schalek, Anton Oppelik, J. Rafael, Eduard Braun und Hermann Goldschmied an.19 Die Zahlung der Zeitungsabonne- ments erfolgt jährlich, halb- oder vierteljährlich. In der Hauptstadt und in größeren Städten sind die Zeitungen außer im Abonnement auch über städtische Zwischen- händler wie Zeitungs- und Tabakläden oder eigene Zei- tungskioske (sogenannte Verschleißstellen) erhältlich. Und natürlich werden sie auch in den Kaffeehäusern gelesen, etwa im Café L’Europe am Stephansplatz, im Prückel am Stubenring oder im Landtmann neben dem Burgtheater. Das Wiener Zeitungscafé ist aber das Café Central in der Herrengasse, das sich vor dem Ersten Weltkrieg rühmt, 251 Blätter aus dem In- und Ausland abonniert zu haben. Darunter sind natürlich auch Illustrierte wie Das interessante Blatt oder die Wiener Bilder. Abb. 7  In  der  „Expedition“.  Nach  dem  Druck  wird  die  Zeitung  für  den  Versand  vorbe- reitet.  Das interessante Blatt,  16.  April  1914,  S.  6.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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